„Schwarzer Freitag“ für Starbucks

Fair gehandelter Kaffee und diverse Nebenprodukte als Lifestyle-Produkt für Konsumenten, die nicht so sehr auf den Preis schauen müssen; Cafés als „dritter Ort“ zwischen Job und Wohnzimmer, wo Stammkunden vom stets lächelnden Personal mit Vornamen begrüßt werden: das ist das von der US-amerikanischen Caféhauskette und Rösterei Starbucks gepflegte Image. Doch schon seit Jahren wird immer wieder eine andere Seite sichtbar: Verdrängung örtlicher Mitbewerber, Steuerflucht, Lohndumping, Einschüchterung der Mitarbeiter und Drangsalierung von Arbeitnehmervertretern. Fortsetzung unten!

 

1971 von drei Studienfreunden in Seattle gegründet, die 16 Jahre später das bis dahin auf 11 Filialen gewachsene Unternehmen an einen früheren Mitarbeiter für 3,8 Millionen $ abstießen, wuchs Starbucks bis 2019 zu einem Branchenriesen mit 30.000 Filialen in 80 Ländern (zu großem Teil mit Franchisepartnern), 346.000 Beschäftigten, einem Umsatz von 26,5 Mrd. $ und einem Gewinn von 3,6 Mrd. $. In Deutschland ist die Kette seit 2002 aktiv.

Neben den üblichen Kaffeevariationen gibt es Eigenkreationen wie Caramel Macchiato und mit Eis und Aromastoffen vermischte Kaffee- und Milchgetränke im Angebot, meist in drei Größen zu Preisen von 2,45 bis 5,85 €. Empfindsame Kundschaft kann unter verschiedenen Milch- oder Milchersatzprodukten wählen (fettreduziert, laktosefrei, Soja usw.). Daneben vertreibt man u. a. eine Mini-Kaffeemaschine, diverse CDs und Gebäck.

Bei der Expansion des Filialnetzes soll es mitunter zu „feindlichen Übernahmen“ von Ladenlokalen gekommen sein, indem den Vermietern der Konkurrenz vor der Verlängerung der befristeten Mietverträge ein günstigeres Angebot schmackhaft gemacht worden sei.

Schon 2009 heuerte der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff incognito für eine Zeit bei Starbucks an und zeigte anschließend die selbst erlebten Arbeitsbedingungen auf. 2018 legte ARTE mit einem Dokumentarfilm nach (Starbucks ungefiltert). Geändert hat sich dadurch bislang offenbar nichts.

Auch die Allgemeinheit bekommen von den Milliardengewinnen nicht viel mit: denn Starbucks nutzt zwar gern die Infrastruktur und den Ausbildungsstand in Deutschland, betreibt aber auch die bei internationalen Konzernen beliebte Steuervermeidungspraktik des „Double Irish With a Dutch Sandwich“, nach dem die Steuerlast durch mehrmaliges Hin- und Herschieben der Gewinne zwischen mehreren Pseudo-Tochtergesellschaften in Irland und den Niederlanden auf ein Minimum gedrückt wird.

Im Rahmen ihrer immer an einem Freitag, den 13. bundesweit stattfindenden Proteste nahm sich am 13.11.2020 die aktion ./. arbeitsunrecht e. V. erneut die Verhältnisse bei Starbucks vor. Die Aktivisten prangerten durch Kundgebungen in 7 deutschen Städten, darunter Berlin, Hamburg und Köln, nochmals an:

„Trotz der Milliardengewinne liegt die Bezahlung meist nur knapp über dem Mindestlohn. Die meisten Filialen in Deutschland haben keinen Betriebsrat. Die real existierenden Betriebsräte sind eingeschüchtert oder zum Teil U-Boote des Managements. Die wenigen aktiven, unabhängigen Betriebsräte (zur Zeit weniger als 15 in 165 deutschen Filialen) werden vom Management gezielt bekämpft, fertig gemacht, mit schmutzigen Methoden zermürbt, zur Aufgabe getrieben oder gekündigt.“

Schon die weit verbreitete Praktik der zeitlich befristeten Arbeitsverträge sorge hier für verunsicherte Mitarbeiter: wer aufmuckt oder sich organisiert, wird einfach nicht weiter beschäftigt. Oder es gebe fadenscheinige Anschuldigungen und fragwürdige Rechtsauslegungen: so sei z. B. einem frei gewählten Betriebsrat durch eine Neuaufteilung der Filialbezirke die Legitimation abgesprochen worden.

Die Aktion gegen Arbeitsunrecht rief deshalb zum unbefristeten Konsument:innen-Streik gegen Starbucks und seiner Produkte auf, der online verbreitet und geteilt werden kann: https://arbeitsunrecht.de/starbucks

Der Verein verteilte dazu Flugblätter und Aufkleber, die im Umfeld der Starbucks-Filialen in Umlauf gebracht werden können, sowie an Supermärkten, die Starbucks-Produkte vertreiben. Bei der Aktion in Köln deklamierte Mitstreiter Elmar Wigand als Kontrast zum realen Arbeitsklima am Denkmal von Konrad Adenauer einige Thesen aus dem Ahlener Programm der CDU von 1947, die heute wohl auch Sahra Wagenknecht unterschreiben – und Friedrich Merz als parteiliche Jugendsünde abtun würde.

Die Aktion gegen Arbeitsunrecht e.V. — Initiative für Demokratie in Wirtschaft & Betrieb — dokumentiert und analysiert seit 2014 Betriebsratsbehinderung und Union Busting in Deutschland. Der gemeinnützige Verein setzt sich für den Schutz und die Neugründung von Betriebsräten ein.

Udo Slawiczek

2 Gedanken zu „„Schwarzer Freitag“ für Starbucks“

Kommentare sind geschlossen.

error: Content is protected !!