Köln: Ver.di zeigt Gesundheitspolitik die rote Karte

Heute, am Internationalen Pflegetag, protestierten Ver.di-Mitglieder und Pflegekräfte vor der Universitätsklinik Köln für bessere Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen. Ein kurzes Aufatmen kam im Jahr 2020, als zu Beginn der Corona-Pandemie viele Menschen den Beschäftigten durch Klatschen ihre Anerkennung gezollt hatten. Plötzlich wurden die vergessenen Probleme in unserem Gesundheitssystem hochgespült. Geringe Verdienste, Auslagerungen, Tarifflucht, übermäßige Belastung in der Arbeit, falsche Personalschlüssel und ungenügende Ausbildungsmöglichkeiten traktieren die gesundheitliche Versorgung im Lande. Ein weiteres großes und liegengelassenes Probleme der Kanzlerschaft von Angela Merkel. Weiter hier!

 

Krankenpfleger Frederik Thonemann, freigestelltes Personalratsmitglied und ver.di-Vertrauensleutesprecher, fand das Klatschen letztendlich als Hohn: „Die Belastung war schon vor Corona sehr hoch und wurde jetzt noch auf die Spitze getrieben.“ Das frustriere die Beschäftigten auf den Stationen noch mehr. „In einigen Bereichen kommen die Leute an ihre Grenzen, zum Teil darüber hinaus. Es muss endlich eine neue Personalbemessung her.“ In unserem Gesundheitssystem gehe es um Profite und „das kann einfach nicht sein. Die Leute verlassen den Job und das werden wahrscheinlich noch mehr werden.“ Vor allem in der Altenpflege ginge es den Beschäftigten finanziell noch schlechter, weil viele nicht tarifgebunden seien.

Lena Matthiesen ist Gesundheits- und Krankenpflegekraft auf einer Station der Onkologie und Hämatologie und engagiert sich als Jugend- und Ausbildungsvertreterin. „Wir haben intensivpflichtige Patienten. Und das Belastende für uns ist, dass wir eine sehr große Mischung verschiedener Patienten haben und alle internistischen Patienten bekommen, die überwacht werden müssen.“ Und jetzt sei Corona mit sehr aufwendigen Patienten noch dazu gekommen. Teilweise hätte man bis zu sechs Patienten zu versorgen. Ein sinnvoller Patientenschlüssel sei von der Politik „vergessen“ worden, „weil es auch keine einheitlichen Regeln gibt für Stationen mit Intensivpatienten“. Und weiter: “Die Untergrenzen seien dann so, dass man die Untergrenzen aus allen möglichen Häusern als Basis genommen hat.“ Als Gewerkschaftsmitglied beklagt Lena Matthiesen Ausgliederung und Tarifflucht und findet es sehr schade, „dass so wenige Leute in der Gewerkschaft sind und viele gar kein Verständnis dafür haben, das ein Tarifvertrag für sie nur gut und wichtig ist.“

Albert Nowak, Krankenpfleger der Uniklinik Köln: „Bundesregierung und Arbeitgeber stehen in der Verantwortung, die Flucht aus den Pflegeberufen durch bessere Arbeitsbedingungen zu stoppen. Die Beschäftigten zeigen der Gesundheitspolitik, die viel versprochen aber keine Entlastung gebracht hat, zum Tag der Pflegenden die rote Karte.“ (12.05.2021, Hans-Dieter Hey)

error: Content is protected !!