Beginn des 2. Weltkriegs: ‚Mein‘ Fototagebuch

Gegenwärtig beherrschen viele Kriege auf der Welt die Medien: Ukraine, Irak, Afrika, Gaza. Ratlos bin ich immer wieder, wie Hass, Gier, Gewaltbereitschaft, Machtbesessenheit und Dummheit in der Form kriegerischer Auseinandersetzung friedensbewegte Menschen so herausgefordern müssen. Und aktuell erleben wir, dass zum Antikriegstag und Weltfriedenstag eine Deutsche Bundesregierung gegen die Friedensorientiertheit des Grundgesetzes, gegen das Verbot von Waffenlieferungen in Krisengebiete und gegen die mehrheitliche Meinung der Menschen im Lande Waffen eben in solche Gebiete liefert. 

Kaum gedachten wir noch des Beginns des 1. Weltkriegs und schon müssen wir der Barbarei des 2. Weltkriegs gedenken, der mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann. Dabei erinnere ich mich an eine eigene Geschichte. Im Jahr 1989, kurz nach dem Mauerfall, kam ich – als gebürtiger Thüringer – in meine Heimat und wurde von einem alten Mann angesprochen, der offenbar meinen Vater kannte. Er meinte, damals – zu DDR-Zeiten – wäre es besser gewesen, einige Utensilien meines Vater im heimatlichen Boden ‚verschwinden‘ zu lassen. Mein Vater war nicht entnazifiziert worden. Warum, erschließt sich mir nicht, da er als Sanitäter im Krieg war. Geredet wurde darüber zu Hause nicht.

Der Mann hätte den Koffer jetzt ausgegraben und wollte die Utensilien mir nun übergeben. Mit dabei war das Kriegsfotobuch meines Vaters. Die Reihenfolge seiner Fotos ging so: Enthusiastischer Einzug in den Krieg und Freude über Siegesmeldungen – Zerstörung und hinterlassene verbrannte Erde – und schließlich Gräber überall. Ich vermute, dass diese Reihenfolge für alle Kriege stimmt und frage mich, welche Strategie dahinter steckt, warum Menschen das nicht begreifen sollen. Eine Auswahl aus dem Fotobuch. (Hans-Dieter Hey)

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