Zero-Covid Münster: „Nur die Regierenden tun so, als wüssten sie es nicht“


Variablen setzten Beginn

Münster. Etwa 100 Menschen demonstrierten am 18. April 2021 in Münster unter dem Motto „Keine verfrühten Öffnungsexperimente! Für ein besseres Infektionsschutzgesetz!“ für einen echten und solidarischen Lockdown.

Eigentlich sollte die Kundgebung sich gegen den geplanten Modellversuch richten, bei dem mit Technik und Testen Münster weitgehend geöffnet werden sollte. Doch der Modellversuch ist inzwischen schon abgesagt, da der Inzidenzwert in Münster (wie absehbar) inzwischen drei Tage in Folge über 100 lag.

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Nichtdestotrotz wolle man, schon jetzt dagegen protestieren: Denn die Idee eines solchen Modellprojekts könne viel zu schnell wieder auf die Agenda kommen:

„Wir wollen keine Öffnungen für das Virus in Münster! Die Stadt hat das geplante Modellprojekt für Öffnungen inzwischen zwar gestoppt, aber sie hat viel zu lange daran festgehalten und es ist unklar, wann sie wieder damit starten will. Bei bundesweit hohen Inzidenzen brauchen wir keine waghalsigen Öffnungs-Experimente, sondern einen konsequenten Infektionsschutz! Nur so verhindern wir Todesfälle, Langzeitfolgen und Virusmutationen.

Wir fordern den Stadtrat auf, diese Pläne zu stoppen und zu entscheiden, dass es Modellprojekte für Öffnungen auf keinen Fall geben darf, solange die Inzidenzen über 10 sind.“

Schließlich sei der deutsche „halbherzige Dauerlockdown“ „nichts anderes als ein desaströses Missmanagement seitens der Regierenden“. Wir „leben […] nun seit Monaten mit halbherzigen, ineffektiven Maßnahmen und einer langsamen Durchseuchung“, so Mischa vom Bündnis „Zero-Covid Münster“.

Vor Öffnungen müsse es also einen echten und solidarischen Lockdown geben, der auch „alle nicht lebensnotwendigen Teile der Wirtschaft einbeziehen müsse“, so Mischa abschließend.

„Nur die Regierenden tun so, als wüssten sie es nicht“

Julia, eine freiberufliche Hochzeitsfotografin (mit „quasi Berufsverbot“) und gleichzeitig Mitglied im zweiten Bündnis „NoCovid Münster“, sagte im zweiten Redebeitrag: „Ich vermisse meinen Job. Aber als solidarischer Mensch habe ich die Lockdowns immer unterstützt, denn mir war immer klar, dass es die wirksamste Methode ist, Menschenleben zu retten“.

Und sie ergänzt: „Aber ich stehe jetzt hier, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Weil ich jeden Tag hören musste, wie viel Hundert Menschen wieder gestorben sind, wie viel tausend Menschen erkrankt sind. Und das, obwohl wir aus der ersten Welle eigentlich wissen, wie man erfolgreich eine Pandemie bekämpft. Indem die Politik konsequente Maßnahmen trifft, wir alle für eine Zeit zuhause bleiben und unsere Mitmenschen durch Abstand, Maske und Rücksicht schützen. Wir alle wissen, was zu tun gewesen wäre, um die zweite Welle zu stoppen. Und wir wissen auch jetzt was zu tun wäre, um die dritte Welle zu stoppen. Nur die Regierenden tun so, als wüssten sie es nicht, ja als würden sie die Warnungen der Wissenschaft nicht hören, als wären die Notrufe der Menschen auf den Intensivstationen, der Ärztinnen und der Pflegenden nicht zu hören. Als würden sie nur die Querdenker und die Unvernünftigen sehen“.

Und zum gescheiterten Modellprojekt von Oberbürgermeister Markus Lewe sagt sie: „Wir erwarten von einem Oberbürgermeister, dass seine oberste Priorität der Schutz der Menschen in seiner Stadt ist, und nicht nur die Interessen eines Teils der Wirtschaft geschützt werden. Wir erwarten von Münster, der Stadt der Wissenschaft, eine Pandemiepolitik auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse!“

Weitere Redner*innen waren: Cornelia Beeking, Kinder und Jugendlichenpsychotherapeutin und Mutter von 2 Kindern, Julia Burkhardt (Grüne Münster), Ulrich Thoden (Linke Münster), Doris Feldmann (SPD Münster und Max Brand (Die Partei/ÖDP Münster).

Die Reden können im Einzelnen bei MünsterTube nachgehört werden:

Zwischen den Reden wurden Statements zum Thema Corona und Lockdown von Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten, eingespielt, die die Gruppe „IntensivBeschallung“ (Flyer) gesammelt hat, um auf deren Situation aufmerksam zu machen. Das Motto: „Wer nicht handeln will, muss hören“!

Radelnd gegen Corona-Leugner*innen

Im Anschluss an die Zero-Covid-Kundgebung vor dem historischen Rathaus gab es wieder Protest gegen den Corona-leugnenden Autokorso. Etwa 230 Menschen radelten nach eine Auftaktkundgebung am Schloss einmal um die Promenade und beschlossen die Radtour mit einer Abschlusskundgebung wieder am Schloss.

#einkerzen

Im Vorfeld zu der Kundgebung am historischen Rathaus wurden Kerzen aus Protest gegen eine scheiternde Corona-Politik auf die Treppenstufen gestellt:

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