Bayer-Monsanto: Hochzeit des Todes?

Die Fusion zwischen den Konzernen Bayer und Monsanto zu einem Megakonzern stößt nicht nur auf breite Kritik, sondern auch auf massiven Widerstand – mit Ausnahme von ein paar Großaktionären. In den gängigen Medien erfährt man davon zu wenig. Konzerne dieser Größenordnung können offenbar nicht mehr demokratisch kontrollierbar werden. Sie können so groß und bedeutend werden, dass sie im Fall einer Pleite aus Steuermitteln gerettet werden müssen – „too big to fail“. Mit allen gesellschaftlichen Folgen einer Rettung, genannt „bail-out“.

Einige große Finanzkonzerne hatten ihre Aktienbestände nach Bekanntwerden der „Megahochzeit“ bereits erhöht, in der Hoffnung auf kräftige Gewinnsteigerungen. Manche bezeichnen die Fusion allerdings als „Hochzeit des Todes“. 59 Milliarden Euro hat Bayer dafür bezahlt. Also kein Pappenstiel für die größte, jemals getätigte Investition für ein Unternehmen in Deutschland. Die ersten Probleme könnten auftreten, wenn das Glyphosat-Geschäft, ein Milliarden-schwerer Pfeiler der Gewinne, wegen eines Verbots wegbrechen sollte.Möglicherweise ist die Europäische Union mit der vorübergehenden Verlängerung der Genehmigung für Glyphosat-Verwendung deshalb eingeknickt. Es wäre nicht das erste Mal, wenn Unternehmen mit Hinweis auf bedrohte Arbeitsplätze die Politik unter Druck setzen.

Glyphosat und seine vielfältigen Präparate wie Roundup stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und schwere Schäden bei Menschen, Tieren und Pflanzen hervorzurufen. CGB und andere Kritiker erheben schwerwiegende Vorwürfe vor allem gegen Monsanto, sich für diesen meistverwendeten Unkrautvernichter (CGB: „Ackergift“) mit manipulierten Studien den Zugang zum Markt verschafft zu haben. Monsanto und Bayer bestreiten alle für ihre Geschäftsinteressen negativen Studienergebnisse – und werben weiter für ihre Herbizide. Dabei gibt es längst umweltschonendere Verfahren zur Unkrautbekämpfung in der Landwirtschaft.

In Kürze erscheinen auf diesem Portal Interviews und Vorträge zu einer Veranstaltung der CBG („Coordination gegen BAYER-Gefahren“) vom 22. Oktober in Düsseldorf. (Hans-Dieter Hey)

Hier auch ein Bericht über das „Monsanto-Tribunal“ in Den Haag vom 18. Oktober 2016.

In dieses Thema passt auch die millionenfache Kritik an den CETA/TTIP-Verträgen. Hier ein offener Brief des Gründungsstifters von ethecon an die Wallonische Regierung, die dem CETA-Abkommen nicht zugestimmt hat:

 

Offener Brief
 
An das Parlament von Wallonien bzw.
an den Ministerpräsidenten der Region Wallonien,
Herrn Paul Magnette
 
über seinen Presse-Attaché, Herrn Frederic Masquelin
 
 
Sehr geehrte Parlamentarier Walloniens, die Sie gegen CETA gestimmt haben,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
 
ich möchte mich persönlich und namens vieler Freundinnen und Freunde, mit denen ich in den letzten Tagen über diesen, Ihren Beschluss sprach, ganz, ganz herzlich bei Ihnen bedanken.
 
Sie müssen wissen, dass die Gedanken von Millionen in Europa mit Ihnen sind. Sie haben genau das getan, was sich große, wenn nicht gar mehrheitliche Teile der europäischen Bevölkerung gewünscht haben: Sie haben in der Entscheidung für oder gegen CETA mit einem klaren und unmissverständlichen NEIN votiert und gegenüber der Zentralregierung in Brüssel bei deren Zustimmung zu CETA ein Veto eingelegt.
 
CETA wurde von den Regierungen der EU-Staaten an den Bevölkerungen vorbei durchgewunken; noch dazu ohne die Öffentlichkeit jemals über die Dokumente und den Gehalt dieses Abkommens aufgeklärt zu haben. Nicht dem Mandat der Bevölkerung wurde gefolgt, das in ganz Europa mit Massenprotesten kund getan wurde; dem Diktat des großen Kapitals und seiner Konzerne wurde entsprochen, das klandestin bei Kamingesprächen und gemeinsamen Abendessen dekretiert worden war.
 
So hätte es auch in Belgien sein sollen. Die Verantwortlichen in Europa waren sich derart sicher, dass sie schon vor den noch nicht erfolgten Zustimmungen vieler Regierungen bzw. Parlamente in Brüssel zusammentrafen, um gemeinsam mit den Vertretern von Kapital und Konzernen die Sektkorken knallen zu lassen.
 
Nun haben Sie mit großer Courage und festen Prinzipien mit Ihrem Veto der europäisch-kanadischen Kapital- und Konzern-Show ebenso einen Strich durch die Rechnung gemacht wie dem Verrat der europäischen Bevölkerungen durch ihre Regierungen. Sie haben die Werte der Demokratie verteidigt und hochgehalten. DANKESCHÖN!
 
Ich weiß, dass Wallonien mit seinen 3,6 Mio. Einwohner_innen eine kleine europäische Region ist. Der Druck, der nun auf Sie entstanden ist und weiterhin entstehen wird, ist mit Sicherheit enorm. Schon wird über den Entzug der Autonomie und anderes gesprochen. Halten Sie bitte die europäische Öffentlichkeit – so es bei den ebenfalls kapital- und konzerngesteuerten Medien denn geht – über den Fortgang der Dinge auf dem Laufenden. Seien Sie sich stets bewusst, dass Sie entgegen all dem, was an übler Nachrede nun über Sie ausgekippt wird, im Interesse nicht nur Ihrer Bevölkerung, sondern der Bevölkerungen ganz Europas gehandelt haben, für die Millionen gegen CETA auf die Straßen gegangen sind.
 
Hochachtungsvolle, herzliche und solidarische Grüße
Axel Köhler-Schnura
Schweidnitzer Str. 41
40231 Düsseldorf
Deutschland

 

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