Ungleichheit in der Klassengesellschaft – in Köln und anderswo

Die Coronapandemie hat es so deutlich gemacht wie nie zuvor: Die ökonomische Ungleichheit der Menschen in diesem Land ist so groß wie nirgendwo in Europa. Mit Ausnahme von Litauen. Ein Problem, was mit zunehmenden Krisen noch schwieriger zu lösen sein wird. Es geht politisch eigentlich um alles, wenn die Gesellschaft noch zusammengehalten werden soll. Die gegenwärtige Diskussion um Corona in den Medien lenkt uns seit einiger Zeit davon ab, die notwendigen Zusammenhänge zu verstehen und die Entwicklungen wahrzunehmen. Hinzu kommt, dass Verschwörungstheorien von den Zusammenhängen in der Lebensrealität genauso ablenken. Weiter hier!

Interessant auch hier Thomas Piketty im Schweizerischen Fernsehen:

 

 

Denn die Hyperreichen haben ihren Reichtum zu Lasten der Ärmeren in der Gesellschaft gemacht – seit mindestens 20 Jahren. Und immer noch wird den Menschen in die Hirne zementiert, dass niemand arm würde, wenn er sich nur genügend anstrenge. Es ist das gleiche verlogene „Tellerwäschermärchen“, dass man den ärmeren US-Amerikanern erzählt. Wie falsch das ist, darüber klärten Prof. em Dr. Christoph Butterwegge, der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans und der SPD-Bürgermeisterkandidat von Köln, Andreas Kossiski am 21. September im neuen Café „KommRhein“ am Rheinufer in Köln auf.

In Köln genießt die Auseinandersetzung besondere Aufmerksamkeit. Der bisherigen Bürgermeisterin Henriette Reker wird vorgeworfen, nicht genügend für den Zusammenhalt in dieser Stadt getan zu haben. Das ist besonders erstaunlich, weil sie trotz der Probleme hohes Ansehen genießt. Die Vorwürfe betreffen vor allem die Verkehrswende, die in Zeiten des Klimawandels dringend notwendig ist und die in Köln besonders dringende Bekämpfung der Wohnungsnot. Das ändere sich auch nicht mit einer grünen Partei, meint Andreas Kossiski, der am Sonntag zur Stichwahl zum Kölner Oberbürgermeister ansteht. Und er weiß, dass das bisherige schwarz-grüne Modell „die letzten fünf Jahre nicht überzeugt hat“.

Christoph Butterwegge weist in seinem Buch – und seit Jahren nicht nur in diesem – auf die wachsende  krisenhafte Entwicklung hin und auf die Machteliten der Gesellschaft, die von der zunehmenden Spaltung profitieren. Er zerlegt in seinem Buch mit wissenschaftlichem Abstand, doch schonungslos, die in ökonomischen Fragen Spätpupertierenden aus dem konservativen Lager und ihre fragwürdige Glaubenssätze. Jene, die mit ihren veralteten kapitalistischen „Lösungen“ die Spaltung in der Gesellschaft zementieren, während gleichzeitig die Mittelschicht zwischen Aufstiegsillusionen und Abstiegsängsten schlafwandelt. Butterwegge meint nicht nur die Einkommens- und Vermögensverteilung, sondern auch Wohnungs-, Gesundheits- und Bildungsungleichheit. Letztendlich stellt Butterwegge die Systemfrage. In der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung ist es besonders irritierend, dass vor allem die AfD bei den Wahlen zunimmt. Eine Partei, die letztlich ebenso auf ein neoliberales Konzept und entfesselte Finanzmärkte und ein „weiter so“ setzt, die man bei kluger Betrachtung allerdings als die Krisenverursacher ausmachen muss. (21.09.2020, Hans-Dieter Hey, Fotos: Udo Slawiczek und Hans-Dieter Hey)

Zusammenschnitte aus den Beiträgen:

Ungleichheit in der Klassengesellschaft mit Prof. em Dr. Christoph Butterwegge

Umverteilung ist notwendiger denn je mit dem SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans

Köln muss zusammengehalten werden mit Andreas Kossiski (SPD), Anmoderation Christiane Schäfer, SPD

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Prof. em Dr. Christoph Butterwegge:

Ungleichheit in der Klassengesellschaft

Parpyrossa Verlag, Köln 2020

ISBN 978-89438-744-0

broschiert 14,90 EURO

2 Gedanken zu „Ungleichheit in der Klassengesellschaft – in Köln und anderswo“

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