„Trotz alledem – Solidarisch ist man nicht alleine“: Der 1. Mai in Münster Teil 2


Variablen setzten Beginn

An der zweiten 1. Mai-Kundgebung (zum Bericht über die erste Kundgebung) beteiligten sich Die Linke Münster, deren Jugendorganisation linksjugend und deren Studierendenverband sds, die grüne Jugend Münster „Kaktus“, das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, die IL, die DKP und Students for Future Münster. Die Kundgebung fand in Münsters Innenstadt auf der Stubengasse statt. Auch hier kamen circa 100 Kundgebungsteilnehmer*innen. Auch hier waren nur 50 angemeldet und genehmigt. Auch hier hatte das Ordnungsamt keine Einwände. Die Pandemie-Bedingungen wurden penibel eingehalten. Auf den mit Kreide auf den Asphalt gemalten Kreuzen standen die Kundgebungsteilnehmer*innen penibel genau aufgereiht.

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Hier galt das Motto: „Trotz alledem: Heraus zum 1. Mai – Solidarisch ist man nicht alleine“. Die Linke schreibt dazu: „Nach reiflichen Überlegungen haben wir uns entschlossen, gemeinsam mit anderen politischen Gruppen in der Stadt einen lokalen Ableger der Kampagne https://heraus-zum-ersten-mai-2020.de/ zu gründen und in diesem Kontext morgen zum 1. Mai – zum Kampftag der Arbeiter*innenklasse – Protest auch auf die Straße zu bringen.“ Der DGB hatte ja bekanntlich wegen der Corona-Pandemie seinen Protest ins Internet verlegt.

Siehe auch:

„…sich im Kampf gegen Ungerechtigkeit weiter zu engagieren“

Auf der kämpferischen Kundgebung unterstrich Julia Lis von der Interventionistischen Linken: „Heute ist der 1. Mai, ein wichtiges Datum für viele Menschen, die sich den Kämpfen um Gerechtigkeit, gegen Ausbeutung und Unterdrückung verpflichtet fühlen. Und wie an jedem 1. Mai sind wir wieder auf der Straße, um an die vergangenen Kämpfe zu erinnern, aber auch die heutigen Missstände anzuprangern und dazu aufzurufen, sich im Kampf gegen Ungerechtigkeit weiter zu engagieren.“ Dieser Kampf sei „einer gegen all diese Ängste, die dieses kapitalistische System hervorbringt und mit denen es uns beherrscht.“

„Nichts an der Corona-Pandemie ist natürlich oder schicksalhaft“

Trotzdem sieht sie die Situation in diesem Jahr anders:

„Die Angst geht um, Angst um das nackte Überleben, aber auch Angst vor der Erkrankung, vor dem Verlust von Menschen, die wir lieben. Angst vor Arbeitslosigkeit und Verarmung, vor den Auswirkungen sozialer Distanz und dem Verlust unserer sozialen Kontakte, von Kollektivität und Gemeinschaft.“ Und: „Nichts an der Corona-Pandemie ist natürlich oder schicksalhaft: Bereits ihre Entstehung hat damit zu tun, wie die rücksichtslose Umweltzerstörung Lebensräume vernichtet, so dass Viren viel leichter auf den Menschen übertragen werden können.“

„Sie trifft nicht alle gleich“

Und sie führt weiter aus:

„Sie trifft nicht alle gleich, auch wenn sie alle bedroht: Aber es macht einen großen Unterschied, ob man auf der einen Seite über große Wohnanlagen und Gärten verfügt, materiell gut versorgt ist, sich nach Belieben zurückziehen kann und Zugang zu guter medizinischer Behandlung hat. Oder auf der anderen Seite in sozial und wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen lebt, die es verunmöglichen sich zu schützen. So wie es den meisten Menschen weltweit geht. Diese Unterschiede macht die Corona-Pandemie in aller Brutalität offenbar. Und sie spitzt diese Unterschiede weiter zu.

Auf diesen Unterschieden beruht das kapitalistische System, in dem wir leben: die Armut der einen ist die Voraussetzung des Reichtums und der Profite der anderen. Die Konkurrenz zwischen den einzelnen auf dem Markt, wie zwischen den Staaten auf dem Weltmarkt strukturiert das System und verhindert Solidarität mit allen Menschen gleichermaßen. Auch jetzt. Oder gerade jetzt.“

„Um das kämpfen, was ein Leben in Würde ausmacht, können wir nur zusammen.“

Aber es müsse alles nicht so bleiben. Denn:

„Der 1. Mai erinnert uns daran, dass das nicht so bleiben muss. Er ruft zu einer Solidarität unter denen auf, die unter diesem System leiden – einer Solidarität, die nicht einfach ein Gefühl ist. Sondern eine Solidarität die Formen der Organisierung hervorbringt für ein besseres Leben für alle. Unsere Angst können wir nur gemeinsam überwinden. Um das kämpfen, was ein Leben in Würde ausmacht, können wir nur zusammen.“

Und weiter:

„In unseren Kämpfen geht es um uns alle – und damit um alles. Nicht nur um das bloße Überleben, sondern um Leben, das diesen Namen verdient. Um Leben in Gerechtigkeit und Solidarität, um Freiheit und Gleichheit aller. Um an einer Möglichkeit solchen Lebens festzuhalten, haben wir uns heute hier versammelt, Corona zum Trotz. Weil wir wissen, dass ein solches Leben uns nicht vom Schicksal zufällt oder gewährt wird. Es muss von uns allen gemeinsam erkämpft werden!“

Die Rede von Ulrich Thoden, Oberbürgermeister-Kandidat für die Linke in Münster, ist bei Münster Tube dokumentiert: „DIE LINKE Münster: Thoden fordert radikales Umdenken zum Kampftag der Arbeiter*innen“.

Weitere Reden können auf der Facebook-Seite von Die Linke Münster angeschaut werden.

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