Suhl: Erinnern an die Opfer des Faschismus

„Niemals hätte ich, hätten wir gedacht, dass es nach 1945 wieder braune Schlägertrupps, rechtsextreme Hetzjagden, brüllende Horden mit Sieg-Heil-Rufen geben würde“, warnte Ina Leukefeld, Mitglied des Landtags in Thüringen, am Tag der Erinnerung an die Opfer des Faschismus im thüringischen Suhl. Doch trotz der universell geltenden Menschenrechte, die für Jeden und Jede gelten, und die täglich neu erkämpft werden müssen, haben es Antifaschisten in unserem Land offenbar schwer. Von Rechten werden sie verfolgt oder in Bayern werden sie im Verfassungsschutzbericht erwähnt. Außer Ina Leukefeld sprach auch Elke Putzhuhn, Vorsitzende der VVN-BDA. Mehr weiter unten!

Hohe Opferzahl rechter Gewalt

Dabei steigen die Opfer rechter Gewalt an, die Opfer des Hasses und der Fremdenfeindlichkeit, die jahrelang von der Bundesregierung heruntergespielt wurden. Die Amadeu-Antonio-Stiftung auf ihrer Webseite hierzu: „Wo von der Bundesregierung lediglich 84 Tötungsdelikte als rechts motiviert gewertet werden, ergeben Recherchen der Amadeu Antonio Stiftung eine weitaus höhere Zahl: Mindestens 196 Todesopfer rechter Gewalt seit dem Wendejahr 1990 sowie 12 weitere Verdachtsfälle.“ Doch wir sollten uns nicht gewöhnen an die unmenschliche Fratze des neuen, aufkeimenden Faschismus. Die Geschichte ermahnt uns.

Tradition des Widerstandes in Suhl

In Suhl in Thüringen gibt es eine lange Tradition des antifaschistischen Widerstandes. Doch beschränkt sich der Widerstand in der Mainstream-Geschichtsschreibung auf den Offiziersaufstand vom 20. Juli 1944. Über den Widerstand der einfachen Menschen findet man so gut wie nichts.1948 erschien die Broschüre „Einige unter vielen – die Illegalen Suhls von 1933-1945.“ Viele Einzelpersonen, vor allem SPDler und Kommunisten, aber auch Betriebe und Betriebsgruppen vernetzten sich und leisteten Widerstand gegen die Barbarei. Am 3. Oktober 1943 und am 8. Oktober 1944 gab es umfangreiche Verhaftungswellen von Antifaschisten in Suhl und Umgebung. Die Folgen für diese mutigen Menschen waren unvorstellbar und die beigefügten Listen geben dem Ausdruck.

Die Gefahr wird heruntergespielt

Und wieder droht Gefahr von Rechts, auch in Suhl. Offenbar hatte Andreas Hoid-Borchers im Stern vor einiger Zeit Recht: „Führende Köpfe der deutschen Rechten formulieren ihre Ziele ganz offen: Sie wollen Druck aufbauen, die Gesellschaft verunsichern, das politische System destabilisieren und zugleich in die Schaltstellen der Demokratie jenseits der Parlamente einsickern. In Vereine, Gewerkschaften, Gerichte, Polizei, Bundeswehr. Dahin, wo die Multiplikatoren sitzen und die heimlichen Herrscher über die öffentliche Meinung. Denn wer erst einmal die Macht errungen hat über die Köpfe, der erringt irgendwann die Macht über alles. Zum Teil hat es die Rechte bereits geschafft.“

Der völkisch-nationale Irrsinn, dessen Fundament der Hass auf alle anderen ist, muss ein Ende haben in den Köpfen. Es kann nicht sein, dass die Solidarität mit dem Leid der Schwächsten als „Verrat am eigenen Volk“ bezeichnet wird. Warum sind wir nicht einfach Stolz in diesem Weltmeer von Irrsinn darauf, dass wir die Menschenrechte akzeptieren und Hilfsbedürftigen helfen. Denn menschliche Entwicklung funktioniert nur mit universeller Solidarität. Es gilt, Gerechtigkeit herzustellen. Das ist eine alte, DIE linke Forderung: Der Schutz der natürlichen Lebenswelt aller. Daher wird es Zeit, deutlicher als bisher Widerstand zu leisten. Ina Leukefeld: „Herz statt Hetze – das ist unsere Symbolik der Solidarität, des Miteinanders, des Menschseins. Wir geben nicht auf, weder in Suhl noch anderswo“.
Nach wie vor muss daher der Schwur der Geretteten aus dem KZ Buchenwald gelten: „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit!“ Lesen Sie ihre Rede im Anhang. (Hans-Dieter Hey, Fotos: Rudi Denner)

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