Köln: NS-Dok zeigt Ausstellung zur Zwangsarbeit

Mit der Ausstellung, in Berlin von der Stiftung „Topografie des Terrors“ zusammengestellt, erinnert das Dokumentationszentrum NS-Dok in Köln noch bis zum 4. September an die Deportationen, die vor 70 Jahren begonnen haben und über die zahlreiche Fotografien den Beweis liefern. Unter anderem heißt es in der Einladung: „Von den wenigsten weiß man, wer darauf abgebildet ist. Ein Foto aber hat eine Geschichte: In einem der Kinder, die Blechspielzeug fertigen, erkannte sich nach dem Krieg Mietek Glazer wieder. Er klagte auf eine „Getto-Rente“ für die vier Jahre Zwangsarbeit. 1988 starb er, erst 2010 wurde seiner Witwe die Rente zugesprochen. Näher kann man einen bundesdeutschen Skandal Menschen nicht deutlich bringen. Zum Festakt am 20. Mai kamen 12 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nach Köln, um sich in das Goldene Buch einzutragen.

Auf einen weiteren Aspekt ist hinzuweisen. Zwangsarbeit war in der NS-Zeit ohne die mitwirkende Justiz nicht zu denken. Insbesondere der Arbeitsrechtler Hans Carl Nipperdey, dem Köln eine Straße widmet, half dazu, die nicht zur deutschen „Gefolgschaft“ gehörigen „Zigeuner“, Juden, Ostarbeiter, Fremdarbeiter und andere unter „Sonderrecht“ zu stellen. Das heißt, sie waren Rechtlose und „Ausgestoßene“, auch was die soziale Sicherung anging.

Was mit einer autoritären und repressiven Kommandowirtschaft 1933 und dem Verbot der Gewerkschaften und Streiks als „Deutsche Arbeitsfront“ begann, endete oft in den Arbeits- und Konzentrationslagern mit einem geplant und gezielt eingesetzten „Tod durch Arbeit“, vor allem in der Kriegswirtschaft. Es war ein Mittel zur Aussonderung, der Erniedrigung und Entwürdigung. Viele der Zwangsarbeiter hatten sich tot geschuftet oder wurden ermordet.  Bis Ende 1945 wurden bei 2.489 Firmen in mehr als 20.000 Lagern 12 Millionen Menschen in sklavischen Arbeitsverhältnissen gehalten. Und in der „normalen“ Arbeitswelt herrschte nur noch das Führerprinzip; das Arbeitsrecht wurde auf eine Treuepflicht zur Volksgemeinschaft abgewertet.

Nach 1945 beteiligten sich nur 16 Firmen an einem Entschädigungsfond. Nipperdey setzte seine Karriere als 1. Präsident des Bundesarbeitsgerichts fort, schaffte durch seine Rechtsprechung das (politische) Streikrecht ab und entwertete das Arbeitsverhältnis erneut auf ein unmündiges Abhängigkeits- und Treueverhältnis wie zur Kaiserzeit.

Zur diesjährigen Kommunal- und Europawahl wurde in bedenklicher Weise durch die Rechtspopulisten von CDU, CSU oder AfD wieder gezündelt und ein soziales Sonderrecht für nichtdeutsche europäische Bürger diskutiert. In CSU-Kreisen wird offenbar bestritten, dass Menschen Mittel zum Überleben brauchen und brachten deshalb für diese eine „Nullrunde“ ein. Ein Zynismus, der für sich spricht! Dies sind schlechte Zeichen. Inzwischen gibt es in Europa wieder Sklaverei, mit der – so die Internationale Arbeitsorganisation ILO – bis „34.400 Dollar pro Opfer und Jahr in den entwickelten Volkswirtschaften einschließlich der EU-Staaten“ verdient wird – Menschen vor allem aus osteuropäischen Ländern. (Hans-Dieter Hey)

Beachten Sie bitte die Reden von

Herr Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dok in Köln

und Herrn Bürgermeister Hans-Werner Bartsch

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