Variablen setzten Beginn
Die Synagoge in Köln war gut besucht an diesem 9. November 2015. Allein es fehlten Jugendliche, die hätten erinnert werden müssen an das, was vor 77 Jahren geschah. 77 Jahre sind heute gerade mal ein Menschenalter – historisch sind 77 Jahre ein Nichts. Die Novemberpogrome während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft führten ab 1938 zur wirtschaftlichen und existenziellen Bedrohung der jüdischen Bevölkerung. Bereits seit dem Jahr 1935 versuchte die NS-Propaganda den sogenannten „Volkszorn“ gegen sie zu entfachen, was durchaus gelang.
Mit der „Arisierung“ begann die Enteigung des jüdischen Besitzes, weil Adolf Hitler die Militarisierung finanzieren und vorantreiben wollte. Bis Oktober 1938 schon waren die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald weitgehend ausgebaut. Es folgte eine gnadenlose Verfolgung und industriemäßige Ermordung der jüdischen Bevölkerung und anderer Gruppen in den KZs, die bis heute in der Menschheitsgeschichte ihresgleichen sucht. Sechs Millionen Menschen wurden umgebracht. Die Geschichtsbücher sind voll von den Ereignissen, alles wurde aufgeschrieben, verfilmt. Aber auch immer erinnert?
Was braut sich da heute in Deutschland (und Europa) zusammen an Hass, Fremdenfeindlichkeit und blindem Nationalismus angesichts der Flüchlingskrise? Laufen wir wieder Gefahr, Menschlichkeit, Humanismus und Grundgesetz zu opfern durch die Populisten von Rechts, durch Pegida, Hogesa, NPD, AfD und Die Rechte? Wollen wir das aufgeben oder bringt die Zivilgesellschaft die Kraft auf, sich diesem erneuten völkischen Krebsgeschwür zu widersetzen? Sich auch den politischen Scharfmachern des konservativen Lagers von CDU und CSU zu widersetzten, die nur versuchen, ihre politischen Süppchen darauf zu kochen? Geschichtsvergessen, wie sie sind.
Angesichts der schwierigen Aufgabe, die Flüchtlingskrise zu bewältigen, muss man den hasserfüllten Scharfmachern entgegenhalten, dass sie außer ihrem blinden Hasse zudem unfähig sind, zwischen Angst und einer humanitären Herausforderung zu unterscheiden. Sie sollten vielleicht mal ein halbes Jahr in Syrien verbringen, dann wüssten sie schnell, was wirkliche Angst ist. Auch Journalisten gehen nicht sorgfältig mit diesem „German Angst“ angeblicher „Wutbürger“ um, mit dem wir uns weltweit inzwischen lächerlich gemacht haben. Es ist unsere verdammte historische Pflicht, weiter deutlich gegen diese Entwicklung von Rechts, den offen und verkappten Neonazis und den „Nazis-Ligth“, zu halten. Noch ist Hoffnung angebracht!
Die aktuelle Situation bringt Prof. Dr. Jürgen Wilhelm in seiner Rede ungeschminkt auf den Punkt. Er ist Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und hat das Gedenken mit der Synagogen-Gemeinde Köln organisiert, die mit einer Kranzniederlegung in der Trauerhalle beendet wurde.
Die Rede von Prof. Dr. Wilhelm können Sie hier nachlesen.
Der Überlebende von Auschwitz
von Erich Fried
Wünscht mir nicht Glück
zu diesem Glück
daß ich lebe
Was ist Leben
nach soviel Tod?
Warum trägt es
die Schuld der Unschuld?
die Gegenschuld
die wiegt
so schwer
wie die Schuld der Töter
wie ihre Blutschuld
die entschuldigte
abgewälzte
Wie oft
muß ich sterben
dafür
daß ich dort
nicht gestorben bin?
Die Synagoge in Köln war gut besucht an diesem 9. November 2015. Allein es fehlten Jugendliche, die hätten erinnert werden müssen an das, was vor 77 Jahren geschah. 77 Jahre sind heute gerade mal ein Menschenalter - historisch sind 77 Jahre ein Nichts. Die Novemberpogrome während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft führten ab 1938 zur wirtschaftlichen und existenziellen Bedrohung der jüdischen Bevölkerung. Bereits seit dem Jahr 1935 versuchte die NS-Propaganda den sogenannten "Volkszorn" gegen sie zu entfachen, was durchaus gelang.
Mit der "Arisierung" begann die Enteigung des jüdischen Besitzes, weil Adolf Hitler die Militarisierung finanzieren und vorantreiben wollte. Bis Oktober 1938 schon waren die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald weitgehend ausgebaut. Es folgte eine gnadenlose Verfolgung und industriemäßige Ermordung der jüdischen Bevölkerung und anderer Gruppen in den KZs, die bis heute in der Menschheitsgeschichte ihresgleichen sucht. Sechs Millionen Menschen wurden umgebracht. Die Geschichtsbücher sind voll von den Ereignissen, alles wurde aufgeschrieben, verfilmt. Aber auch immer erinnert?
Was braut sich da heute in Deutschland (und Europa) zusammen an Hass, Fremdenfeindlichkeit und blindem Nationalismus angesichts der Flüchlingskrise? Laufen wir wieder Gefahr, Menschlichkeit, Humanismus und Grundgesetz zu opfern durch die Populisten von Rechts, durch Pegida, Hogesa, NPD, AfD und Die Rechte? Wollen wir das aufgeben oder bringt die Zivilgesellschaft die Kraft auf, sich diesem erneuten völkischen Krebsgeschwür zu widersetzen? Sich auch den politischen Scharfmachern des konservativen Lagers von CDU und CSU zu widersetzten, die nur versuchen, ihre politischen Süppchen darauf zu kochen? Geschichtsvergessen, wie sie sind.
Angesichts der schwierigen Aufgabe, die Flüchtlingskrise zu bewältigen, muss man den hasserfüllten Scharfmachern entgegenhalten, dass sie außer ihrem blinden Hasse zudem unfähig sind, zwischen Angst und einer humanitären Herausforderung zu unterscheiden. Sie sollten vielleicht mal ein halbes Jahr in Syrien verbringen, dann wüssten sie schnell, was wirkliche Angst ist. Auch Journalisten gehen nicht sorgfältig mit diesem "German Angst" angeblicher "Wutbürger" um, mit dem wir uns weltweit inzwischen lächerlich gemacht haben. Es ist unsere verdammte historische Pflicht, weiter deutlich gegen diese Entwicklung von Rechts, den offen und verkappten Neonazis und den "Nazis-Ligth", zu halten. Noch ist Hoffnung angebracht!
Die aktuelle Situation bringt Prof. Dr. Jürgen Wilhelm in seiner Rede ungeschminkt auf den Punkt. Er ist Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und hat das Gedenken mit der Synagogen-Gemeinde Köln organisiert, die mit einer Kranzniederlegung in der Trauerhalle beendet wurde.
Die Rede von Prof. Dr. Wilhelm können Sie hier nachlesen.
Der Überlebende von Auschwitz
von Erich Fried
Wünscht mir nicht Glück
zu diesem Glück
daß ich lebe
Was ist Leben
nach soviel Tod?
Warum trägt es
die Schuld der Unschuld?
die Gegenschuld
die wiegt
so schwer
wie die Schuld der Töter
wie ihre Blutschuld
die entschuldigte
abgewälzte
Wie oft
muß ich sterben
dafür
daß ich dort
nicht gestorben bin?