Berlin: Palast der Replublik

Vom 2. bis zum 15. September findet durch den „Freundeskreis Palast der Republik“ in Kooperation mit dem Gebäudemanagement FMP1 und der Tageszeitung Neues Deutschland eine fotografische Wanderausstellung zu diesem Gebäude der ehemaligen DDR statt – nebst ausgestellten Dokumenten, Utensilien und einer Digitalschau. Auch 30 Zeitzeugen kommen zu Wort. Darunter Hans Modrow, ehemaliger Ministerpräsident der DDR oder Klaus Höpke, ehemaliger stellvertretender Kulturminister. Der Fotograf Rudi Denner ist Mitglied des Verbandes R-mediabase und produzierte um den Abriss des Gebäudes tausende und abertausende von Fotografien. Ihm lag besonders am Herzen, mit der Ausstellung Transparenz um die Vorgänge der Palastvernichtung einzufordern und den Widerstand dagegen zu dokumentieren. Denner gründete seinerzeit die Bürgerinitiative „Pro Palast“ mit und die Beteiligten organisierten „sanfte Belagerungen des verschlossenen Gebäudes und sammelten 100.000 Unterschriften gegen den Abriss“, schrieb das ND am 12. Juni 2013. Genutzt hat es nichts, Berlin entschied sich anders.

An der Stelle dieses Volksgebäudes mit internationalem Ruf, das in 14 Jahren immerhin 70 Millionen Besucher zählte, entsteht die Fassade des alten Hohenzollernschlosses aus vergangener Zeit. Es wird nun zum in Beton gegossenen „reaktionären Ungeheuer“ (FR) einer Zeit historischen Versagens und historischer Niederlagen. Am 18. März 1848 wurde von dort eine friedliche Demonstration von Friedrich Wilhelm IV gewaltsam aufgelöst und am 31. Juli 1914 wurden die Berliner von Kaiser Wilhelm II auf den ersten Weltkrieg eingestimmt. Von der 1950 gesprengten Ruine behielt die DDR lediglich das „Karl-Liebknecht-Portal“, von dem dieser 1920 die „freie sozialistische Republik“ ausgerufen hatte, bevor er mit Billigung des Sozialdemokraten Friedrich Ebert und mit Unterstützung seines Parteigenossen und „Bluthundes“ Gustav Noske ermordet wurde.
 
Gerade für den Gebäudezweck als ’neuartiger Begegnungsort der Weltkulturen‘ mit eingebauter Shopping Mall eignet sich die Schlossfassade überhaupt nicht. Der Kolumnist Georg Diez schrieb am 6. Mai in SPON: „Man muss sich ja mal erinnern: Hier wurde wirklich Gleiches mit Gleichem bezahlt. Die DDR riss das Hohenzollernschloss ab, das nur noch eine Ruine war, weil das alte Deutschland den Zweiten Weltkrieg verloren hatte. Und das neue Deutschland riss dann das Parlament der DDR ab, den Palast der Republik, weil die den Kalten Krieg verloren hatte.“ Das Betonungeheuer soll 2019 fertiggestellt sein und dürfte keine Visitenkarte werden. Die Pleitehauptstadt plant dafür bis zu einer Milliarde Euro ein.

Aus Anlass des 25. Jahrestages der Palastschließung wird am 22. 9. die 25. Wanderausstellung im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin eröffnet. Sie wird den Rahmen für die Jahreshauptversammlung der Zeitschrift „Ossietzky“ bilden und bis Ende Oktober zu sehen sein.

Eine weitere, etwas kleinere Ausstellung wird Ende September in einem Kietz – Treff in Berlin – Hohenschönhausen eröffnet. Unabhängig davon bereitet sich der Freundeskreis Palast der Republik bereits jetzt auf den 40. Jahrestag der Palasteröffnung im April/Mai 2016 mit einer anspruchsvollen Ausstellung und Veranstaltung vor. (Hans-Dieter Hey)

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02.09 – 15.09.2015
Foyer Franz-Mehring-Platz 1
„Der Stein des Anstoßes“
Der Palast der Republik 1976 – 1990
Anschließend im Münzenberg-Sall
Premiere des Films
„Letztes aus der DaDaeR“
Mensching & Wenzel 1990

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