Trauerfeier um Heinz Keßler


Variablen setzten Beginn

Heute wurde der ehemalige Verteidigungsminister der verblichenen DDR, Heinz Keßler, beerdigt. Er starb am 2. Mai 2017 mit 97 Jahren. Keßler galt bei vielen Linken als Antifaschist, Internationalist und Friedenskämpfer.

1940 in die Wehrmacht eingezogen desertierte er drei Wochen nach dem Angriff auf die Sowjetunion zur Roten Armee. Von den Nazis wurde Keßler deshalb zum Tode verurteilt, seine Mutter wurde bis 1945 im KZ Ravensbrück interniert, überlebte aber.

In der DDR war Heinz Keßler zunächst Mitglied des Zentralen Antifaschistischen Jugendausschusses und 1946 eines der Gründungsmitglieder der FDJ, Mitglied des Parteivorstandes der SED und ab 1950 im ZK der SED. Später wurde er General und avancierte zum letzten Verteidigungsminister der DDR.

Nach Einverleibung der damals souveränen DDR in die BRD wurde Keßler am 24. Januar 1990 wegen angeblicher „Verschwendung von Volksvermögen“ in Höhe von 80.000 Ostmark festgenommen. 1993 wurde er im „Mauerschützenprozess“ in „mittelbarer Täterschaft“ wegen Totschlags zu 7 Jahren Haft verurteilt, aus gesundheitlichen Gründen aber auf Bewährung entlassen. Die bedauerliche Folge des Kalten Krieges waren 327 Tote an der innerdeutschen Grenze seit 1961.

Im März 2016 war in der Zeitschrift „Rotfuchs“ ein Auszug seiner hier beigefügten Verteidigungsrede nachzulesen, deren Bewertung wir anheim stellen. Sie schließt mit den Worten: „Was immer verhandelt und entschieden wird, werde ich auch weiter am Kampf all derer teilnehmen, die entschieden für die Zurückdrängung von Neonazismus, Rassismus und Völkerfeindschaft kämpfen.“

Versuch einer Einordnung

Kurz nach der „Wende“, im Jahr 1991, äußerte der ehemalige Justizminister Klaus Kinkel (FDP) auf dem Deutschen Richtertag: „Ich baue auf die deutsche Justiz. Es muss gelingen, das SED-System zu delegitimieren, das bis zum bitteren Ende seine Rechtfertigung aus antifaschistischer Gesinnung, angeblich höheren Werten und behaupteter absoluter Humanität hergeleitet hat, während es unter dem Deckmantel des Marxismus-Leninismus einen Staat aufbaute, der in weiten Bereichen genauso unmenschlich und schrecklich war wie das faschistische Deutschland, das man bekämpfte und – zu Recht – nie mehr wieder erstehen lassen wollte.“ Ein vielkritisierter, unglaublicher Vergleich und Fall von Geschichtsfälschung! Abgesehen von der schier nicht zu überbietenden Scheinheiligkeit.

Der gleiche Kinkel hatte als Chef des BND bereits seit 1981 zur „Chefsache“ erklärt, „…den Zerfall Jugoslawiens zu beschleunigen. Kinkel beauftragt seinen Belgrader Statthalter Klaus Dörner, mit den Sezessionisten in Zagreb zu konspirieren. Die BNDler setzen auf die faschistische Ustascha als Hilfstruppe. Einen Verbündeten findet Dörner in der Zagreber Filiale des jugoslawischen Dienstes UDBA unter Josip Manoli, der auch Franjo Tudjman als erster Spionagechef diente.“ (Der Spiegel, 1.1.1996). In dem Buch „Die Schattenkrieger“ von Erich Schmidt-Eenboom wird Kinkel vorgeworfen, warum ein „Parteivorsitzender, Vizekanzler und Außenminister bestehen kann, der in seiner Amtszeit als Chef eines Geheimdienstes Verantwortung zu tragen hat für Kungeleien mit Regimes, die Menschenrechte mit Füßen treten, Kungeleien, die vielen Oppositionellen dieser Länder das Leben oder zumindest die Freiheit gekostet haben; der Verantwortung tragen muss für massive Verletzungen der Gesetze der Bundesrepublik und menschenverachtende Praktiken des Auslandsnachrichtendienstes der BRD.“

Ab 24. März 1999 wurde Jugoslawien für den Beschuss freigegeben und von der Nato unter deutscher Beteiligung völkerrechtswidrig bombariert. Über 100.000 Tote und Vermisste waren zu beklagen. Inzwischen ist Deutschland weltweit an zahlreichen Kriegen beteiligt, die „Auslandseinsätze“ genannt werden. Die Toten gehen in die Hunderttausende. Während die politische Propaganda hierzulande die Welt in gut und böse einteilt, wurden weite Teile der arabischen Welt mit unserer Unterstützung in Schutt und Asche gelegt. Dem folgten weltweite Fluchtwellen – und der Dschihadismus. Im Kriegsjargon meinte die Kanzlerin Angela Merkel vor einigen Tagen: „Wir werden den Kampf gegen den Terrorismus gewinnen“. Und seit einigen Tagen wird gegen Iran, Katar und Russland gezündelt.

Geschichte schreiben die Sieger

An dieser Stelle soll nicht darüber gerichtet werden, ob die DDR ein Unrechtsstaat oder eine Diktatur war. Sondern nur über die Scheinheiligkeit des Westens und ihre Einteilung in gut und böse. Die DDR ist Geschichte. Sie hatte nie einen Krieg begonnen. Im Jahr 168 v. Chr. besiegte der römische Feldherr Lucius Aemilius Paulus die Makedonier. Angesichts eines makedonischen Reiterdenkmals äußerte er: „Es ziemt sich, dass die Besiegten den Siegern ihren Platz räumen.“ Die Reiterstatue des Perseus wurde durch eine römische ersetzt. Seit dem gilt der Satz, dass die Sieger die Geschichte schreiben.

Doch vielleicht trifft für Heinz Keßler die Äußerung des Historikers Dirk Blasius zu: „Erst die Geschichte ist die eigentliche Revisionsinstanz in politischen Strafsachen.“ Die ist noch nicht zu Ende. (Hans-Dieter Hey, Fotos Rudi Denner)

Heute wurde der ehemalige Verteidigungsminister der verblichenen DDR, Heinz Keßler, beerdigt. Er starb am 2. Mai 2017 mit 97 Jahren. Keßler galt bei vielen Linken als Antifaschist, Internationalist und Friedenskämpfer.

1940 in die Wehrmacht eingezogen desertierte er drei Wochen nach dem Angriff auf die Sowjetunion zur Roten Armee. Von den Nazis wurde Keßler deshalb zum Tode verurteilt, seine Mutter wurde bis 1945 im KZ Ravensbrück interniert, überlebte aber.

In der DDR war Heinz Keßler zunächst Mitglied des Zentralen Antifaschistischen Jugendausschusses und 1946 eines der Gründungsmitglieder der FDJ, Mitglied des Parteivorstandes der SED und ab 1950 im ZK der SED. Später wurde er General und avancierte zum letzten Verteidigungsminister der DDR.

Nach Einverleibung der damals souveränen DDR in die BRD wurde Keßler am 24. Januar 1990 wegen angeblicher „Verschwendung von Volksvermögen“ in Höhe von 80.000 Ostmark festgenommen. 1993 wurde er im „Mauerschützenprozess“ in „mittelbarer Täterschaft“ wegen Totschlags zu 7 Jahren Haft verurteilt, aus gesundheitlichen Gründen aber auf Bewährung entlassen. Die bedauerliche Folge des Kalten Krieges waren 327 Tote an der innerdeutschen Grenze seit 1961.

Im März 2016 war in der Zeitschrift „Rotfuchs“ ein Auszug seiner hier beigefügten Verteidigungsrede nachzulesen, deren Bewertung wir anheim stellen. Sie schließt mit den Worten: „Was immer verhandelt und entschieden wird, werde ich auch weiter am Kampf all derer teilnehmen, die entschieden für die Zurückdrängung von Neonazismus, Rassismus und Völkerfeindschaft kämpfen.“

Versuch einer Einordnung

Kurz nach der "Wende", im Jahr 1991, äußerte der ehemalige Justizminister Klaus Kinkel (FDP) auf dem Deutschen Richtertag: „Ich baue auf die deutsche Justiz. Es muss gelingen, das SED-System zu delegitimieren, das bis zum bitteren Ende seine Rechtfertigung aus antifaschistischer Gesinnung, angeblich höheren Werten und behaupteter absoluter Humanität hergeleitet hat, während es unter dem Deckmantel des Marxismus-Leninismus einen Staat aufbaute, der in weiten Bereichen genauso unmenschlich und schrecklich war wie das faschistische Deutschland, das man bekämpfte und – zu Recht – nie mehr wieder erstehen lassen wollte.“ Ein vielkritisierter, unglaublicher Vergleich und Fall von Geschichtsfälschung! Abgesehen von der schier nicht zu überbietenden Scheinheiligkeit.

Der gleiche Kinkel hatte als Chef des BND bereits seit 1981 zur „Chefsache“ erklärt, "...den Zerfall Jugoslawiens zu beschleunigen. Kinkel beauftragt seinen Belgrader Statthalter Klaus Dörner, mit den Sezessionisten in Zagreb zu konspirieren. Die BNDler setzen auf die faschistische Ustascha als Hilfstruppe. Einen Verbündeten findet Dörner in der Zagreber Filiale des jugoslawischen Dienstes UDBA unter Josip Manoli, der auch Franjo Tudjman als erster Spionagechef diente.“ (Der Spiegel, 1.1.1996). In dem Buch „Die Schattenkrieger“ von Erich Schmidt-Eenboom wird Kinkel vorgeworfen, warum ein „Parteivorsitzender, Vizekanzler und Außenminister bestehen kann, der in seiner Amtszeit als Chef eines Geheimdienstes Verantwortung zu tragen hat für Kungeleien mit Regimes, die Menschenrechte mit Füßen treten, Kungeleien, die vielen Oppositionellen dieser Länder das Leben oder zumindest die Freiheit gekostet haben; der Verantwortung tragen muss für massive Verletzungen der Gesetze der Bundesrepublik und menschenverachtende Praktiken des Auslandsnachrichtendienstes der BRD.“

Ab 24. März 1999 wurde Jugoslawien für den Beschuss freigegeben und von der Nato unter deutscher Beteiligung völkerrechtswidrig bombariert. Über 100.000 Tote und Vermisste waren zu beklagen. Inzwischen ist Deutschland weltweit an zahlreichen Kriegen beteiligt, die „Auslandseinsätze“ genannt werden. Die Toten gehen in die Hunderttausende. Während die politische Propaganda hierzulande die Welt in gut und böse einteilt, wurden weite Teile der arabischen Welt mit unserer Unterstützung in Schutt und Asche gelegt. Dem folgten weltweite Fluchtwellen - und der Dschihadismus. Im Kriegsjargon meinte die Kanzlerin Angela Merkel vor einigen Tagen: „Wir werden den Kampf gegen den Terrorismus gewinnen“. Und seit einigen Tagen wird gegen Iran, Katar und Russland gezündelt.

Geschichte schreiben die Sieger

An dieser Stelle soll nicht darüber gerichtet werden, ob die DDR ein Unrechtsstaat oder eine Diktatur war. Sondern nur über die Scheinheiligkeit des Westens und ihre Einteilung in gut und böse. Die DDR ist Geschichte. Sie hatte nie einen Krieg begonnen. Im Jahr 168 v. Chr. besiegte der römische Feldherr Lucius Aemilius Paulus die Makedonier. Angesichts eines makedonischen Reiterdenkmals äußerte er: „Es ziemt sich, dass die Besiegten den Siegern ihren Platz räumen.“ Die Reiterstatue des Perseus wurde durch eine römische ersetzt. Seit dem gilt der Satz, dass die Sieger die Geschichte schreiben.

Doch vielleicht trifft für Heinz Keßler die Äußerung des Historikers Dirk Blasius zu: „Erst die Geschichte ist die eigentliche Revisionsinstanz in politischen Strafsachen.“ Die ist noch nicht zu Ende. (Hans-Dieter Hey, Fotos Rudi Denner)

Tags: Heinz Keßler, Hans Modrow, Egon Krenz, Wladimir Grinin, Klaus Kinkel, Mauerschützenprozess, Kalter Krieg, Jugoslawienkrieg

 

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