Variablen setzten Beginn
Es war vor 25 Jahren passiert: junge Männer im Alter zwischen 16 und 23 Jahren zündeten am 29. Mai 1993 das Haus in der Unteren Werner Str. in Solingen an. Fünf Frauen und Mädchen starben bei diesem Brandanschlag. Es war ein rassistisch motivierter Brandanschlag. Die Opfer waren türkischer Herkunft und lebten schon mehrere Jahre in Solingen. – Dem Brandanschlag ging eine Welle von medialer Hetze gegen Flüchtlinge und Asylsuchende voraus, die schließlich drei Tage vor dem Brandanschlag in der Verstümmelung des Grundrechts auf Asyl im Grundgesetz in der Abstimmung im Bundestag in Bonn durch eine ganz große Koalition aus FDP-CDU-SPD mündete.
In der Gerichtsverhandlung gegen die jungen Männer wurde offenbar, daß der „Verfassungsschutz“ dabei eine Rolle spielte. Der V-ertrauens-Mann des Verfassungsschutzes Bernd Schmitt betrieb in Solingen eine Kampfsportschule, in der sich junge Männer aus der rechten- und Naziszene tummelten und dort trainierten, um als Schutztruppe für Nazi-veranstaltungen fit zu sein. Auch die jungen Männer, die mal „was gegen Ausländer machen“ wollten, trainierten in dieser Kampfsportschule.
Inzwischen sammeln sich in diesem Land die Erinnerungs-Gedenk- und Jahrestage von Anschlägen mit Todesfolge aus Nazikreisen mit Wissen, Duldung und Förderung der staatlichen Behörden des „Verfassungsschutzes“.
Der 25. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen war Anlaß mit mehreren Veranstaltungen, Ausstellungen und der Demonstration am 26. Mai darauf aufmerksam zu machen. Dazu gehörten auch die anklagenden Erinnerungen an die NSU-Mordserie, an den Nagelbombenanschlag in der Keupstraße und an die Anschläge in anderen Orten.
Die Mehrheitsgesellschaft -auch in linken Kreisen- muß sich selbstkritisch damit auseinandersetzen, in der Vergangenheit die rassistischen Hintergründe und die rassistisch betriebenen Ermittlungsmethoden, den institutionellen Rassismus, zu wenig beachtet zu haben.
Diese Fotoserie dokumentiert eine Podiumsveranstaltung, die Demonstration und eine Kulturveranstaltung mit Pippo Pollino.
Text und Fotos: jochen vogler
