Köln: Wahlkampfauftritt der AfD

Mit einem Strauß Buntem begann auf dem Kölner Roncalli-Platz der Europawahlkampf der populistischen und rechtskonservativen „Alternative für Deutschland“. Mit Parteichef Bernd Luckes Europakritik und seinen Heilsversprechungen, was man denn alles anders machen wolle, um das Schlaraffenland zu erreichen, war für jeden Besucher was drin. Nur dem aufmerksamen Zuhörer konnte Luckes deutliches Bemühen des völkischen nicht entgehen, wenn er häufig das „Volk“ und die „Volksgemeinschaft“ bemühte, die doch nicht für die Probleme der Griechen oder Portugiesen zuständig sein könnten. Das klang so rechtspopulistisch wie die Wahlplakate der AfD und dürfte die Herzen rückwärtsgewandter Burschenschaftler und des politisch schlichten Bürgertums erfreuen. Einem Klientel, an dem seit Zeiten der Hauch der Aufklärung an den Köpfen vorbeigeht. Dem Klientel der AfD, dem einfache Botschaften zum Verständnis der Welt genügen. Allerdings wird dem populistischen Volkswirtschaftsprofesser von qualifizierter Seite vorgeworfen, die europäische Krise verkehrt einzuschätzen, weil sie für ihn lediglich eine Euro- und Staatsschuldenkrise sei, der man mit nationaler Haushaltsdisziplin, Deregulierungen am Arbeitsmarkt, Kürzungen der Daseinsfürsorge und weiteren Privatisierungen begegnen müsse. Doch eben auch diese Kürzungen verschärfen die Probleme zum Beispiel in Griechenland weiter. Solche fragwürdige Rettungskonzepte, nämlich eine falsch verstandene Krise mit falschen Mitteln zu bekämpfen, entsprachen schon immer auch den Vorstellungen von Olaf Henkel mit mehr Kapitalismus und weniger sozialem Zusammenhalt. Von ihm war daher nichts Überraschendes zu hören. Lediglich, das alle alles falsch gemacht hätten, außer ihm selber, wenn er was zu sagen gehabt hätte. Im Übrigen bemühte er aus der alten Retorikkiste das, was er bei gewissen Talkshows schon immer floskelhaft entsorgte und von daher nicht erwähnenswert ist. Die Kritik an gewissen europäischen Zuständen war nicht grundweg verkehrt, allerdings dürften die Rettungswege der AfD die Krisensituation in Europa deutlich verschärfen. Einer kleinen Gruppe von Demonstranten mit Gegenpositionen zur AfD wurde von der Polizei der Zugang verwehrt. Eine kritische Auseinandersetzung war daher nicht möglich. Auf Plakaten der AfD wurde eine Diskussion mit Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) angekündigt, obwohl dieser bereits abgesagt hatte. (Hans-Dieter Hey).

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