Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik 2018


Variablen setzten Beginn

Der Nachrichtenchef des Deutschlandfunks, Marco Bertolaso, berief sich am 22. Juni in seinem Sender auf Hans Magnus Enzensberger. Der „Revoluzzer“ der 68er-Bewegung war der Ansicht, dass es in den Medien nur Manipulation gebe. Doch deren Kontrolle sei kaum möglich. Enzensbergers Abhilfe war der Vorschlag, dass alle Menschen manipulieren müssten.

Heute, 2018, kann jeder Manipulateur sein. Im Internet kann – neben manchen Öffentlich-Rechtlichen Fake-News und Manipulationen – jeder seine persönliche „Wahrheit“ veröffentlichen. Hätte Enzensberger damals gewußt, dass es heute schwieriger denn je ist, die Wahrheit aus den vielen Veröffentlichungen herauszufiltern! Es ist augenscheinlich, dass die Menschen zunehmend mit den sich widersprechenden Informationen verunsichert werden und sich mit manchen Themen aufheizen und radikalisieren lassen oder sich eine heile Welt gern einfach und schwarz-weiß vorstellen möchten. Die negativen gesellschaftlichen Folgen sind inzwischen immens.

In dieser Situation haben auch „die“ Medien stark an Ruf verloren – häufig wegen des Vorwurfs zu starker Staatsnähe oder Parteiverhaftung – und schlagen seit einiger Zeit zurück. Beispielsweise durch die Initiative Nachrichtenaufklärung des Deutschlandfunks (INA e.V.). Gegründet wurde sie durch Persönlichkeiten aus der Medienbranche, die sich in dieser „investiven Organisation“ um Themen kümmern wollen, die in den öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht die notwendige Berücksichtigung erfahren.

Als diesjähriger Preisträger auf dem 4. Kölner Forum für Journalismuskritik am 22. Juni wurde auf der etwas betulichen Veranstaltung der größte deutsche Politik-Blog Netzpolitik.org mit dem „Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik“ gewürdigt. Netzpolitik.Org hatte nach einer investigativen Recherche beispielsweise darüber berichtet, wie der Bundesnachrichtendienst zur Begründung der Vorratsdatenspeicherung Daten manipuliert hatte. Daraufhin wurden erfolglos Ermittlungen wegen Landesverrats aufgenommen. Die Laudatio von Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk, ist am Endes des Textes zu finden.

Außerdem wurden Eva Achinger und Alexander Krützfeld mit ihrer Reportagereihe zu deutschen Gefängnissen, Miriam Keilbach für ihre Reportage „Die Vergessenen – Flüchtlingslager Daadab“, dem weltgrößten Flüchtlingslager in Kenia und Anja Reiß zu ihrem Dokumentarfilm „Truth Detectives“ lobend erwähnt, die mit ihrem Film dokumentiert, wie mit Smarthphones fast „wallraffeske“ Enthüllungen von Missständen veröffentlicht werden können, beispielsweise von Polizeigewalt oder anderen Straftaten.

Neben weiteren Themen überbrachte der türkische Journalist Osman Okkan Grußworte des in der Türkei verfolgten Journalisten und Vorjahres-Preisträger Ahmet Sik. Das Interview ist ebenfalls weiter unten zu hören. Juliane von Reppert-Bismarck stellte das Projekt Lie Detectors vor, mit dem Kinder in Schulen über Manipulationen im Netz aufgeklärt werden sollen. (Hans-Dieter Hey)

Gespräch mit dem Journalisten Osman Okkan über den Vorjahrespreisträger Ahmet Sik 

Laudatio und Gespräch mit Markus Beckedahl

Der Nachrichtenchef des Deutschlandfunks, Marco Bertolaso, berief sich am 22. Juni in seinem Sender auf Hans Magnus Enzensberger. Der "Revoluzzer" der 68er-Bewegung war der Ansicht, dass es in den Medien nur Manipulation gebe. Doch deren Kontrolle sei kaum möglich. Enzensbergers Abhilfe war der Vorschlag, dass alle Menschen manipulieren müssten.

Heute, 2018, kann jeder Manipulateur sein. Im Internet kann - neben manchen Öffentlich-Rechtlichen Fake-News und Manipulationen - jeder seine persönliche "Wahrheit" veröffentlichen. Hätte Enzensberger damals gewußt, dass es heute schwieriger denn je ist, die Wahrheit aus den vielen Veröffentlichungen herauszufiltern! Es ist augenscheinlich, dass die Menschen zunehmend mit den sich widersprechenden Informationen verunsichert werden und sich mit manchen Themen aufheizen und radikalisieren lassen oder sich eine heile Welt gern einfach und schwarz-weiß vorstellen möchten. Die negativen gesellschaftlichen Folgen sind inzwischen immens.

In dieser Situation haben auch "die" Medien stark an Ruf verloren - häufig wegen des Vorwurfs zu starker Staatsnähe oder Parteiverhaftung - und schlagen seit einiger Zeit zurück. Beispielsweise durch die Initiative Nachrichtenaufklärung des Deutschlandfunks (INA e.V.). Gegründet wurde sie durch Persönlichkeiten aus der Medienbranche, die sich in dieser "investiven Organisation" um Themen kümmern wollen, die in den öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht die notwendige Berücksichtigung erfahren.

Als diesjähriger Preisträger auf dem 4. Kölner Forum für Journalismuskritik am 22. Juni wurde auf der etwas betulichen Veranstaltung der größte deutsche Politik-Blog Netzpolitik.org mit dem "Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik" gewürdigt. Netzpolitik.Org hatte nach einer investigativen Recherche beispielsweise darüber berichtet, wie der Bundesnachrichtendienst zur Begründung der Vorratsdatenspeicherung Daten manipuliert hatte. Daraufhin wurden erfolglos Ermittlungen wegen Landesverrats aufgenommen. Die Laudatio von Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk, ist am Endes des Textes zu finden.

Außerdem wurden Eva Achinger und Alexander Krützfeld mit ihrer Reportagereihe zu deutschen Gefängnissen, Miriam Keilbach für ihre Reportage "Die Vergessenen - Flüchtlingslager Daadab", dem weltgrößten Flüchtlingslager in Kenia und Anja Reiß zu ihrem Dokumentarfilm "Truth Detectives" lobend erwähnt, die mit ihrem Film dokumentiert, wie mit Smarthphones fast "wallraffeske" Enthüllungen von Missständen veröffentlicht werden können, beispielsweise von Polizeigewalt oder anderen Straftaten.

Neben weiteren Themen überbrachte der türkische Journalist Osman Okkan Grußworte des in der Türkei verfolgten Journalisten und Vorjahres-Preisträger Ahmet Sik. Das Interview ist ebenfalls weiter unten zu hören. Juliane von Reppert-Bismarck stellte das Projekt Lie Detectors vor, mit dem Kinder in Schulen über Manipulationen im Netz aufgeklärt werden sollen. (Hans-Dieter Hey)

Gespräch mit dem Journalisten Osman Okkan über den Vorjahrespreisträger Ahmet Sik 

Laudatio und Gespräch mit Markus Beckedahl

 

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