Geschichte unserer Zeit: Ulli Sander

Die VVN-BdA hat 2002 beantragt, eine Gedenktafel dort anzubringen, wo das Auffanglager in der Nazizeit in der Hermannstraße in Dortmund-Hörde stand. Es handelte sich um ein Arbeitserziehungslager, und das war ein betriebliches KZ der Stahlindustrie, gemeinsam betrieben mit der Gestapo. Von dort wurden Opfer der Bittermark- und Rombergparkmorde im Frühjahr 1945 weggebracht, und sie kamen nicht zurück. Weiter hier!

 Im August 2020 erfolgte nicht nur die Schaffung einer Gedenktafel, sondern noch mehr: Es entstand ein Mahnmal, das nun eingeweiht wurde. Also eine alles in allem erfolgreiche Aktion unserer VVN-BdA Dortmund. Wenn auch spät, es gelang zu verhindern, den Ort nicht im geplanten Phönix-See versinken zu lassen.

Der Rat der Stadt hatte den Bau des Mahnmals beschlossen mit folgender Begründung:

Mehr als 13 Millionen ausländische Zwangsarbeiter wurden während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich ausgebeutet. Das nationalsozialistische Deutschland hatte den Krieg lange geplant und vorbereitet. Sein Ziel war die Unterwerfung und Ausbeutung Europas. Dafür wurden die besetzten Gebiete ausgeplündert und Millionen Männer, Frauen und Kinder in das Deutsche Reich verschleppt. Überall wurden Zwangsarbeiter eingesetzt – in Rüstungsbetrieben ebenso wie auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten. Jeder Deutsche ist ihnen begegnet – ob als Besatzungssoldat in Polen oder als Bäuerin in Thüringen. Es war das große öffentliche Verbrechen der Nationalsozialisten.

Allein in der Industriestadt Dortmund waren bis zu 80 000 Männer und Frauen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Fast ein Viertel dieser Arbeitskräfte musste allein für den Dortmund Hörder Hüttenverein (DHHV) arbeiten, dessen Werk Phönix an der Stelle des heute gleichnamigen Sees lag. Zudem befand sich hier am ehemaligen Emschertor/Hermannstraße auf dem Werksgelände während des Zweiten Weltkrieges auf Wunsch der Konzernleitung auch ein Lager der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Zunächst diente das sogenannte Auffanglager für etwa 80-100 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion dazu, diejenigen, die die menschenverachtenden Ausländergesetze der Nationalsozialisten übertreten hatten, zu „disziplinieren“ und gleichzeitig zu immer unmenschlicheren Arbeitsleistungen für den DHHV zu zwingen.

Im März 1945 diente das Lager zur Unterbringung unterschiedlicher Gruppen von Gestapo-Häftlingen, von denen viele von hier aus in den Rombergpark gebracht und dort kurz vor Kriegsende ermordet wurden.

Bis heute wurde diesem großen öffentlichen Verbrechen der Nationalsozialisten in Dortmund nicht in adäquater Weise gedacht. Für die Stadt Dortmund, die derartig intensiv darin verwickelt ist, die aber zugleich der vielen anderen Verbrechen der Nationalsozialisten vielfältig gedenkt, ist es von besonderer Bedeutung, auch diesem Verbrechen im öffentlichen Raum würdig zu gedenken.

Der Standort am PHOENIX See eignet sich aus dem oben genannten Gründen besonders. Zudem lassen sich in fußläufiger Nähe nahezu alle Formen der Zwangsarbeit exemplarisch belegen.

Im Rahmen eines Konstruieren-3-Seminars an der Fachhochschule Dortmund wurden im Sommersemester 2013 in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Entwürfe für ein zentrales Dortmunder Denkmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter erstellt. Als am besten umsetzbar und dem Thema am angemessensten war der Entwurf der Studentin Pia-Laureen Emde. Zusammen mit ihrem Dozenten, Dipl.-Ing. Marc Horstmeier entwickelte sie das Modell weiter.

Der Gestaltungsbeirat der Stadt hat dieses Projekt am 03.04.14 beraten. Sowohl der Standort als auch die Ausführung des Denkmals werden ausdrücklich positiv zur Umsetzung empfohlen. Der Beirat schlug vor, über eine „Visierung“ (Nachbildung der Umrisse vor Ort in Form einer einfachen Holzkonstruktion) das Feintuning vorzunehmen. (Es wurde dann jedoch eine Stahlkonstruktion. (12.08.2020, Ulli Sander)

Ein Bericht der Einweihung des Mahnmals aus dem Nordstadtblogger hier!

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