Bauwagenkolonie im Schatten der Justiz

Auf dem seit Jahren brachliegenden Gelände in Köln, Eifelwall 5, in Blickweite des Gerichtsgebäudes an der Luxemburger Straße, soll das neue Stadtarchiv entstehen. Ein Teilbereich soll aber auch begrünt werden, um den Inneren Grüngürtel zu erweitern. Zur Zeit besteht auf dem Areal eine Bauwagenkolonie. Schon mehrere Räumungsfristen wurden zu deren Gunsten verlängert, weil die Stadt wohl auch nicht so recht mit ihrer Planung voran kommt. Derzeit gilt die Duldung wohl bis April 2015. Im September 2015 sollen dann die Bagger anrücken.
Längster Bewohner der jetzt 18 Leute zählenden Gemeinschaft ist Rolf Tepel, Künstlername Ketan (58), der vor 9 Jahren das Gelände vom Brombeergestrüpp befreit und sich als erster angesiedelt hat. Seinen Zirkuswagen, Baujahr 1910, besitzt er bereits seit 33 Jahren. Mittlerweile dient dieser als „Gästezimmer“: Dank seiner vorherigen „beruflichen Wanderjahre“ weiß Ketan sich handwerklich weitgehend selbst zu helfen und hat sich mit den vorgefundenen und teilweise zusammengesuchten Materialien eine „Jurte“ aus Holz und Glas als Wohn- und Werkstatt gebaut. Aufgefangenes Regenwasser, Strom aus einer kleinen Solaranlage, eine gasbetriebene Kochstelle und ein Dixieklo sorgten zunächst für die weitere Unabhängigkeit. Seit einer im September 2014 mit der Theatergruppe Futur3 auf dem Gelände organisierten Veranstaltung gibt es mittlerweile auch Zugang zu Netstrom und fließendem Wasser.
Jeder Mitbewohner zahlt jetzt 100 € monatlich in eine Gemeinschaftskasse, aus der laufende Kosten und die Grundnahrungsmittel bestritten werden.
Letzter Neuzugang war der Goldschmied Stephan Hübel, der mit einem Wohn- und einem Werkstattwagen im September 2014 aus der Eifel nach hier gekommen ist. Da er seine Schmuckauslagen oft auf mittelalterlichen Märkten präsentiert, wird manchem sein Gesicht von dort bekannt vorkommen.

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