Angela Merkel: Mutter Blamage und die Brandstifter

Bei kaum einer Kanzlerschaft war die Halbwertzeit politischer Versprechungen – propagandawirksam vervielfältigt durch politisch angepasste Einheitsmedien – so kurz wie bei der im Volk beliebten Kanzlerin Angela Merkel. „Mit mir wird es keine PKW-Maut geben“ war 2015 eine davon, die gerade wieder Aktualität gewinnt. Offenbar stören politische Lügen niemanden hierzulande. Doch das wäre nicht einmal das Schlimmste.

Angela Merkel – die „Meisterin des schönen Scheins“ (Stephan Hebel) – hinterlässt nach 12 Jahren ein tief gespaltenes Land, in dem durch ihre Politik dem Rechtsextremismus der Boden bereitet wird, die Gesellschaft sozial auseinanderfliegt und dringende Reformen von ihr verweigert werden. Doch die Klagen kommen nicht von den Betroffenen, sondern von denen, die alles nur noch schlimmer wollen. Eine Veranstaltung am 1. Juni mit dem Autor Stephan Hebel und Prof. Dr. em Christoph Butterwegge versprach, eine Bilanz zu Merkels Kanzlerschaft zu ziehen. Zu besprechen war Stephan Hebels Buch „Mutter Blamage und die Brandstifter“.

Hebel geht mit Merkels Politik hart ins Gericht. Doch offenbar löse nicht ihre ungerechte Wirtschafts- und Sozialpolitik am meisten Widerstand aus, „nicht das inhumane Spardiktat, mit dem sie Europa überzogen hat, oder ihre fragwürdige Außen- und Sicherheitspolitik“, sondern Kritik komme von denen, die Deutschland mehr abschotten und noch ungerechter machen wollten. Sie habe damit „den Rechtspopulismus mitverschuldet.“

Die „Kanzlerin aller Deutschen“ betreibe mit Wolfgang Schäuble „Standortnationalismus“, ist Hebel überzeugt. Nämlich zu wirken als „europäischer Hegemon mit ganz nationalökonomischen Interessen über den europäischen Gedanken hinweg“. Als „Kanzlerin der Flüchtlinge“ gefeiert, trage sie seit 10 Jahren die Verantwortung als „Kanzlerin der Flüchtlingsbekämpfung“ und zerrüttet damit die Menschenrechte in Europa.

Mit ihrer Politik mache sie sich zum Helfer der „Partei der Abstiegsanst“, der AfD. Künftige Krisen seien so vorgezeichnet. Hebel bezieht sich bewusst auf Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“, in dem der Biedermann hinter seiner vermeintlichen Anständigkeit seine privaten Interessen gegen den Zerfall der Gesellschaft vertritt. Hebel meint damit unsere Mitte der Gesellschaft, die in der AfD angekommen ist und die Anerkennung der Realität verweigert.

Das Buch von Hebel ist ein aufrüttelndes Buch, ein aufklärerisches Buch gegen die politische Vergesslichkeit und den politischen Analphabetismus im Lande. Es will politische Möglichkeiten aufzeigen, an denen es in diesem Lande fehlt. Und es mobilisiert, sich wieder politisch einzumischen gegen Merkels Alternativlosigkeit und gegen doch nur vermeintliche Alternativen für Deutschland. Es ist vor allem ein Buch an SPD, Linke und Bündnisgrüne, gemeinsame wirkliche Chancen als Machtoption zu erarbeiten. Ein sehr wichtiges Buch zur rechten Zeit in unsicheren Zeiten. Die Veranstaltung wurde organisiert durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, Moderator war Dr. Paul Oehlke. (Hans-Dieter Hey)

Redebeitrag von Stephan Hebel

Redebeitrag von Prof. Dr. em Christoph Butterwegge

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Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Westend Verlag; Auflage: 1 (3. April 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3864891620
ISBN-13: 978-3864891625
Größe und/oder Gewicht: 13,5 x 2,1 x 21,5 cm
Preis: 18,00 Euro

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