„Die Russen sind da, wir sind frei“

Im Jahr 1936 mussten KZ-Häftlinge des Konzentrationslagers Oranienburg, in dem 1934 der Schriftsteller, Antimilitarist und politischer Aktivist Erich Mühsam von einer SA-Wachmannschaft ermordet wurde, die Pläne für das „Modell-KZ“ Sachsenhausen zeichnen. Nach ihren Vorgaben wurde es danach durch Häftlinge aus den Emslandlagern gebaut. Die Inhaftierten stammten meist aus dem Widerstand, waren Sinti und Roma, Kriegsgefangene oder wurden wegen ihrer politischen Gesinnung oder Glaubensrichtung verfolgt oder waren Ausländer.

Wegen der Nähe zur Berliner Machtzentrale Adolf Hitlers und zur Zentrale der Geheimen Staatspolizei wurde das KZ zentrale Ausbildungsstelle für KZ-Bewachungspersonal und KZ-Kommandanten. Vor dem Lager befand sich die „Inspektion der Konzentrationslager“ mit SS-Henkersknechten, die die Aufgabe hatten, alle KZ zu überprüften.

In ca. 100 Außenlagern leisteten etwa 200.000 Häftlinge Zwangsarbeit vor allem für Rüstungs- und Klinkerbetriebe. Man geht von 100.000 Ermordeten aus – viele von Ihnen kamen durch hemmungslose Ausbeutung und den „Tod durch Arbeit“ um. Ab 1941 wurden über 10.000 Gefangene der Roten Armee in der „hauseigenen“ Erschießungsanlage, in Vergasungsfahrzeugen oder durch unbehandelten Typhus ermordet.Es existierte auch eine „Schuhprüfstrecke“, um Stiefel für die Wehrmacht zu testen. Sie war berüchtigt wie gefürchtet. Wer den Marsch nicht schaffte, wurde erschossen. Bekannt wurde Sachenhausen auch durch die „Fälscherwerkstatt“. In ihr wurden englische Pfundnoten gefälscht. Sie sollten über England abgeworfen werden, um die Wirtschaft zu stören. 

Befreit wurde das KZ am 23. April 1945. Ein Niederländer rief: „Kommt raus, wir sind frei, hurra, wir sind frei, kommt raus, die Russen sind da, wir sind frei.“ Dort waren nur noch 3.000 kranke und nicht gehfähige Häftlinge anwesend, mehr als 35.000 hatten bereits zwei Tage zuvor das KZ verlassen, konnten aber auf ihrem Todesmarsch in Richtung Schwerin von den Alliierten befreit werden.

Im August errichtete die sowjetische Militärverwaltung das „Speziallager Nr.7“. Dort wurden ca. 60.000 Nazi-Funktionäre, SS-Mitglieder, Wehrmachtssoldaten, Wehrwolf-Mitglieder oder politische Gefangene inhaftiert. Lagerkommandant Anton Kaidl, Standortarzt Heinz Baumkötter, Lagerführer August Höhn und Michael Körner, Zellenbauleiter Kurt Eccarions, Arbeitseinsatzleiter Ludwig Rehn und der Direktor des Klinkerwerkes Heinrich Fressmann und andere wurden zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt.  An den Folgen durch Nachkriegszeit und Inhaftierung starben ca. 12.000 Inhaftierte. 1950 wurde das Lager aufgelöst.

Im Jahr 1961 wurde das KZ als „Museum der Leiden und des Widerstandskampfes des jüdischen Volkes“ und dritte „Nationale Mahn- und Gedankstätte“ der DDR eingeweiht und seit 1993 durch eine von Land Brandenburg gegründete Stiftung nachhaltig saniert.

In der Nacht vom 25. auf den 26. September 1992 wurde das KZ von seiner Geschichte eingeholt, weil Rechtsextremisten auf die „jüdische Barracke“ Nr. 38 einen Brandanschlag verübten. Die Täter bekamen 2 1/2 und drei Jahre Haft. Einer wollte gar 2014 für die NPD in den brandenburgischen Landtag einziehen.

Am 23. April 2014 hielt der kommunistische Widerstandskämpfer Henk Gortzak  aus Amsterdam diese Rede zur Mahnung (abgedruckt im Tagesspiegel).

 

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