Kampf um die Armut

Es wurde Zeit, dass mit dem Mythos der relativen Armut in Deutschland aufgeräumt wird. Am 18. November kamen Ulrich Schneider, Christoph Butterwegge, Friedhelm Hengstbach, Stefan Sell und Rudolf Martens – „DIE“ rennomierten deutschen Armutsforscher – in der Alten Feuerwache in Köln zusammen, um über Ihr Buch ‚Kampf um die Armut – Von echten Nöten und neoliberalen Mythen‘ zu diskutieren.

Es war schnell klar: Es geht bei der Armutsdefinition um knallharte Interessenpolitik. Seit der rot-grünen „Revolution von Oben“ – aber auch davor – wurde der Kapitalismus dereguliert und für eine Vermögensumverteilung von unten nach oben entfesselt. Die Autoren sind überzeugt: Armut wird kleingerechnet und vernebelt. Die gesellschaftlichen Folgen sind steigende Verarmung und ein Auseinandertriften der gesellschaftlichen Chancen. Kann man Armut beispielsweise in Afrika mit Armut bei uns vergleichen? Am Ende des Textes können Sie die Diskussion nachhören.

Die Diskussion ist hier nachzuhören!

Dr. Ulrich Schneider (Hg.), Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes in Ber-
lin und Autor verschiedener Publikationen zu den Themen Armut in Deutschland, Verantwor-
tung des Sozialstaates und soziale Gerechtigkeit

Prof. Dr. Christoph Butterwegge lehrt Politikwissenschaft an der Universität zu Köln und ist
Autor zahlreicher Publikationen zum Themenkreis „Sozialstaatsentwicklung und Armut“.

Prof. em. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ ist Mitglied des Jesuitenordens und war bis 2006
Professor für Christliche Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule
Sankt Georgen in Frankfurt am Main und Leiter des Oswald von Nell-Breuning-Instituts für
Wirtschafts- und Gesellschaftsethik.

Prof. Dr. Stefan Sell ist Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissen-
schaften an der Hochschule Koblenz, Campus Remagen.

Dr. Rudolf Martens ist Leiter der Paritätischen Forschungsstelle im Paritätischen Gesamt-
verband in Berlin, seine Arbeitsschwerpunkte sind empirische Sozialforschung, Regionalfor-
schung, Statistik und Modellrechnungen

Kampf um die Armut – Von echten Nöten und neoliberalen Mythen
Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Westend (16. November 2015)
ISBN-10: 3864891140
ISBN-13: 978-3864891144
Größe und/oder Gewicht: 13,6 x 2 x 21,5 cm
14,99 EUR

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In seinem Booklet „Reichtumsförderung statt Armutsbekämpfung“, ebenfalls am 16. November 2015 erschienen, zieht Christoph Butterwegge gnadenlos Bilanz über die gegenwärtige Sozialpolitik der rot-schwarzen Bundesregierung. In diesem Punkt, so Butterwegge, „habe Angela Merkel im Bereich der Armutsbekämpfung kläglich versagt“. Ihren Koalitionsvertrag nannte sie noch vollmundig „Deutschlands Zukunft gestalten“. 

Gerade die jüngste Erbschaftssteuerreform für Firmenerben zeige deutlich das Gegenteil, weil er eine Reichtumskonzentration und gesellschaftliche Polarisierung fördere und hohe Vermögen schone. Notwendig wäre ein gesetzlicher Mindestlohn ohne Diskriminierung. Außerdem eine Rück-Umverteilung, gerechte Besteuerung, eine bedarfsgerechte und repressionsfreie Grundsicherung und die solidarische Bürgerversicherung seien längst überfällig. Allerdings sei dies nur durch mehr Druck der Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und globalisierungskritischen Netzwerke wie attac möglich, um die Politik zu tiefgreifenden Sozialreformen zu zwingen, so Butterwegge.

Reichtumsförderung statt Armutsbekämpfung
Eine sozial- und steuerpolitische Halbzeitbilanz der Großen Koalition

1. Aufl. 2016, X, 45 S.
Druckausgabe – Softcover
Ladenpreis 9,99 € (D) | 10,27 € (A) | CHF 10.50
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