„May-Ayim-Platz“: Umbenennung der „Danziger Freiheit“ gefordert

Münster. Kurz vorher gab es noch einen heftigen Regenschauer: Trotzdem kamen mehr als die 25 am Samstagmorgen, den 6. Juni 2020, zur Bushaltestelle „Danziger Freiheit“, um öffentlich die Umbenennung der Haltestelle und des Platzes in May-Ayim-Platz zu fordern. Mit einem Bürgerantrag an die Bezirksvertretung Münster-Mitte verlangen die Unterzeichner*innen die Umbenennung der Endhaltestelle der Linie 2 der Münsteraner Stadtwerke.

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Seit 1934, damals war es die Endhaltestelle einer der wenigen Straßenbahnlinien in Münster, wird der Platz an der Warendorfer Straße als „Danziger Freiheit“ bezeichnet. Der Name „Danziger Freiheit“ war damals ein Angriff auf die Souveränität des polnischen Staates, der nach dem Versailler Vertrag geschaffen worden war. Damit war Danzig in den Zwischenkriegsjahren eine deutsche Enklave innerhalb Polens und mit dem Namen wollte der deutsche Imperialismus verdeutlichen, dass Deutschland wieder direkten Zugang nach Danzig haben wolle. Auch heute kann der Name auch nur als revisionistischen Angriff auf die Souveränität des polnischen Staates gelten.

„Mit der Umbenennung der Danziger Freiheit wird einerseits eine nationalsozialistische Namensgebung von 1934 endlich getilgt und andererseits die Internationalität Münsters durch die Umbenennung des Platzes nach May Ayim öffentlich deutlich gemacht“, erklärte Georgios Tsakalidis, Oberbürgermeisterkandidat der Liste „Münster ist bunt und international“.

Zum Auftakt der Kundgebung sprach Hugo Elkemann, der im Vorjahr anlässlich des 80. Jahrestages des deutschen Angriffes auf Polen und die Stadt Danzig am 1. September 1939 und des damit verbundenen Beginns des 2. Weltkrieges, mit der Friedenskooperative Münster einen Antrag gestellt hatte, den Platz „Danziger Freiheit“ als ein Zeichen der Aussöhnung umzubenennen.

Anschließend sprach Antragsinitiator Werner Szybalski (Münster Liste – bunt und international), der auch das Leben und Wirken der ehemaligen Münsteranerin May Ayim würdigte. Er warb um Unterstützung für die Änderung, da so „Münster mit der Umbenennung in May-Ayim-Platz ein klares Zeichen gegen Rassismus, für Internationalität und gegen großdeutschen Nationalismus setzen könne.“

May Ayim (1960-1996) wuchs bei ihren Adoptiveltern in Münster auf und legte 1979 an der Friedensschule ihr Abitur ab. 1986 war Ayim Gründungsmitglied der Initiative „Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland“ und war eine deutsche Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung. Sie hatte Kontakte zu Vertreterinnen der internationalen schwarzen Frauenbewegung. May Ayim wehrte sich in Vorträgen und in ihren Gedichten gegen rassistische Diskriminierung.

Zum Abschluss sprachen Seidou Karidio und Fatma Mussa von der Afrika-Kooperative Münster, die über die aktuelle Situation der Afrodeutschen informierten. Beide forderten zur Unterstützung der Umbenennungsforderung auf.

Unter http://münster-ist-bunt.de/2020/05/12/may-ayim-platz/ werden Unterschriften gesammelt, um den Antrag damit zu unterstützen.

es ist ein blues in Schwarzweiß es ist ein blues
doch wir wissen bescheid wir wissen bescheid
1/3 der menschheit feiert in weiß
2/3 der menschheit macht nicht mit

Schlusszeilen des Gedichts „blues in Schwarzweiß“ von May Ayim (1995)

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