Variablen setzten Beginn
An einem sonnigen 16. Januar 2020 in Manheim: Kaum noch ein Haus intakt, Schuttberge und planierte Flächen. Ohrenbetäubender Lärm von Abrissbaggern und schweren Lastwagen erfüllt die Luft. Auf einer kleinen Anhöhe steht die Kirche, bei flüchtiger Betrachtung noch intakt, die Türen weit geöffnet wie einst zum Gottesdienst. Sie lädt geradezu ein, in ihrem Inneren Schutz vor dem Wahnsinn ringsum zu suchen. Statt auf den Pfarrer treffen Besucher jedoch auf Bauarbeiter. Keine Bestuhlung mehr, alles ist leergeräumt. Stahlgerüste an den Wänden verstärken den Eindruck, hier würde demnächst renoviert. Aber dem ist nicht so, hier wird zerstört! Zerstört für Kohle!
Ein Bauarbeiter, selbst gläubig, hat mit der Zerstörung der Kirche kein Problem, sie ist ja schließlich entweiht, ein Gebäude wie jedes andere. Doch für viele ehemalige Manheimer ist es noch immer ihre Kirche, mit der sie schöne und traurige Erinnerungen verbinden, die Gemeinschaft bedeutet hat. Sie ist ihre religiöse Heimat, die ihnen jetzt endgültig genommen, sprich zerstört wird.
Die Schönheit der Kirche, von ihren Erbauern für die Ewigkeit gedacht, ist nur noch auf Bildern sichtbar. Aus der Gegenüberstellung von Bildern, die bei der Entwidmung der Kirche am 18.05.2019 entstanden sind, mit Bildern vom heutigen Tage wird der ganze Frevel sichtbar: Der Altarraum leer, die Tür zur Sakristei herausgebrochen, der Seitenaltar, das Weihwasserbecken herausgerissen und die Orgel abgebaut, die Fenster zum Teil entfernt und mit Sperrholz verkleidet. Nicht lange mehr und die Abrissbirne kommt, um die Kirche, einst ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes, gänzlich zu zerstören.
Text und Fotos: Martin und Zielinske
7 Gedanken zu „Manheimer Kirche – Die Zerstörung geht weiter“
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