Das vergessene KZ

Fährt man mit dem Rad den Radweg Lychen-Ravensbrück, so trifft man kurz vor der Mahn und Gedenkstätte Schilder, die auf ein „ehemaliges Mädchen KZ und Vernichtungslager“ hinweisen. Folgt man den Schildern, so findet man sich auf einem riesigen Gelände wieder, das eher den Eindruck eines verwahrlosten Industriegeländes als den einer Gedenkstätte macht. Einzig der Arbeit der „Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V.“ ist es zu verdanken, dass man etwas über die schreckliche Geschichte dieses Ortes erfährt.

„Im KZ Uckermark wurden 1200 junge Frauen und Mädchen interniert, die größtenteils auf Antrag von Jugendämtern, Heimen oder Jugendgerichten durch die Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität der RKPA eingewiesen wurden. Viele wurden direkt aus Fürsorgeeinrichtungen in das Lager gebracht, in dem sie unter extrem schlechten Lebensbedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Die Haftbegründungen waren wie im KZ Moringen vielschichtig und umfassten „pädagogische“ Argumente wie „Renitenz“, „Unerziehbarkeit“ oder „Arbeitsverweigerung“ ebenso wie eugenische oder rassische Begründungen. Eine nur auf Mädchen und Frauen angewandte Haftbegründung stellte die Zuordnung als „sexuell verwahrlost“ dar. Zudem wurden durch die Gestapo durch Schutzhaftbefehle junge Frauen wegen Beteiligung oder Unterstützung von Widerstandsgruppen, oppositionellen Einstellungen sowie „Geschlechtsverkehrs mit fremdvölkischen Staatsangehörigen“ in das KZ Uckermark eingewiesen.[2] Im Juni 1944 wurde ein Nebenlager in Dallgow-Döberitz eingerichtet, in dem Mädchen, die sich in Uckermark bewährt hatten, untergebracht wurden. Im Januar 1945 wurde das Lager für den Massenmord an den Frauen aus Ravensbrück zu einem Vernichtungslager umgestaltet.“ (Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Uckermark)

Jahrzentelang wurde die Existenz des Mädchen KZ von offizieller Seite mehr oder weniger verneint. Offensichtlich waren von den Nazis als „asozial“ diffamierte Mädchen keiner Einbeziehung in die Mahn und Gedenkstätte Ravensbrück wert. Erst seit Mitte der 90er Jahre wurde das Geländer durch die Aktivitäten von Überlebenden und der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. wieder sichtbar gemacht. Seit nunmehr 17 Jahren finden regelmäßig Bau-und Begegnungscamps statt, die sich die Schaffung eines Gedenkortes zur Aufgabe gemacht haben. 2010 versprach der damalige Präsident des Landes Brandenburg den Überlebenden eine „würdige Lösung“ für das Gelände.

Foto-Doku von Hilli und Peter Zenker

Weitergehende Informationen findet man auf: 
http://www.gedenkort-kz-uckermark.de/index.htm

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