Variablen setzten Beginn
Artist meets Archive heißt das diesjährige Projekt des Kölner Photoszene-Festivals: Künstler durchforsten Museumsarchive, holen halb vergessenes wieder als Licht und stellen die Exponate, im Rahmen ihrer künstlerischen Freiräume, zu einer „neuen“ Ausstellung zusammen. Weiter unten mehr!
Das Museum Ludwig öffnete für dieses Projekt der indonesischen Fotografin und Filmemacherin Fiona Tan ihre Kellertür. Diese stieß zwischen den schlichten Metallregalen unter anderem auf die Fotosammlung des seit 40 Jahren dort schlummernden Fotoarchivs der Agfa-Werbeabteilung: inszenierte Szenen und Portraits aus den Jahren 1952-1968, die wie Amateuraufnahmen wirken sollten – um so die Massen zu animieren, selbst zur Kamera zu greifen und dabei natürlich Agfa-Filme und –Papier zu verwenden.
Im Rückblick dokumentieren diese Aufnahmen das damalige Lebensgefühl, oder wie man es sich im Idealfall vorzustellen hatte. Vor allem zeigen sie das Frauenbild der damaligen Zeit: immer perfekt gestylt und gut aufgelegt. Und so wurden die erstmals hier präsentierten Werbefotos zum Schwerpunkt der Ausstellung und lieferten Fiona Tan auch die Idee zum Titel: durch eine Buchstabenverschiebung wird aus Agfa das niederländische Wort Gaaf, das etwas im positiven Sinn als perfekt, makellos bezeichnet.
In Kontrast zur heilen Werbewelt stellt Tan aus dem Archiv einige Alltagsaufnahmen der 1950er und 1960er Jahre: vor Kriegsruinen oder abbruchreifen Häusern spielende Kinder, ungeschminkte, ernste Gesichter, aber auch schon ein ‚Mädchen mit Luftballon‘ von 1960 – ungeschreddert. 20.05.19, Udo Slawiczek
Die Ausstellung ist vom 04.05. – 11.08.2019 in der 1. Etage des Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz, zu sehen.
Geöffnet: Di-So 10.00 – 18.00 Uhr, 1. Do. im Monat bis 22.00 Uhr
Eintritt: 11,00 €, ermäßigt 7,50 €, Gruppen ab 20 Personen 8,00 € p. P., Kinder und Jugendliche unter 18 J. frei.
weitere Info: www.museum-ludwig.de
4 Gedanken zu „Köln: Fotoausstellung ‚Gaaf‘ holt vergessenes Archivmaterial ans Licht“
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