Variablen setzten Beginn
Mit dem Satz „Die ältere Generation hat versagt, die Klimakrise zu lösen“ traf Greta Thunberg an diesem „Friday-for-Future“ in Berlin den Nerv von 25.000 Demonstranten, vorwiegend Schülerinnen und Schüler. Seit 15 Wochen wühlt die 16jährige Schwedin die Jugend in Europa und der Welt auf, die sich wohl zu Recht um ihre Zukunft gebracht fühlt. Die Kritik an der Umweltzerstörung wird offenbar von vielen noch nicht ernst genommen. Zornig verlangt sie: „Wir wollen eine Zukunft“. Die Kritik an diesem Tag bezog sich auch auf die rücksichtlose kapitalistische Wirtschaftsweise, die für die Zerstörungen verantwortlich gemacht wird. In den meisten Medien fand dies aber erwartungsgemäß kaum Nachhall.
Aus Symphatie für den Protest lud der Direktor des Naturkundlichen Museums die Demonstranten eintrittsfrei in sein Museum ein. Am Samstag wird Thunberg bei der Verleihung der Goldenen Kamera in Berlin den „Sonderpreis Klimaschutz“ erhalten – Herzlichen Glückwunsch! Rechtzeitig vor dem Einsendeschluss hatten schwedische Abgeordnete Greta Thunberg auch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Plötzlich finden auch Kanzlerin Angela Merkel und einige von der Regierungsbank Sympathie für die Jugendproteste. Zur Erinnerung: Das ist die Kanzlerin, die bei der Bewältigung der Umweltkrise so jämmerlich versagt. Die rechtsgerichtete AfD macht gar den Trump. Auf einem Plakat wird die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Beatrix von Stroch zititiert, die das „Gekreische der Klimanazis“ unerträglich findet. So kann man eben wie die AfD mit Leugnung des Klimawandels an der Notwendigkeit politischer Weichenstellungen vorbei leben. Auch Welt-Journalist Henryk M. Broder, in Klima-Fachkreisen nicht sonderlich bekannt, zweifelt in einer Rede vor der AfD-Fraktion den Klimawandel an (Die Welt, 30. Januar).
Konservative Medien mit dem Geist von vorgestern, wie die Schweizer Weltwoche oder die Welt („Wir basteln uns eine Klima-Ikone“) oder der Focus versuchen die Bewegung zu diskreditieren und tischen ihren Lesern Verschwörungstheorien auf. Angeblich sei durch kluge PR eine „Klima-Ikone gebastelt“ worden, so am 3. März im Focus. In Jena soll ein jugendlicher Redner auf einer „Fridays-of-Future“-Demonstration von einem 36jährigen gar geschlagen geworden sein.
Offenbar gelten 26.000 Wissenschaftler, die die Proteste unterstützen, nichts gegen politische Ignoranz. Vermutlich nerven diese Uneinsichtigen Sätze von Greta wie dieser: „Wir müssen aus unserer Komfortzone heraus. In der Krise muss man sein Verhalten ändern.“
Was heißen will, dass demokratische Proteste dieser Art mitunter schwierig sind und Gegenwind erfahren.
Mit ihrem Schild „Skolstrejk för Klimatet“ wird sie trotzdem jeden Freitag vor dem schwedischen Parlament stehen. Stellvertretend für die vielen. „Das ist erst der Anfang des Anfangs. Glaubt mir!“, sagt sie noch. Wir bleiben am Thema dran! (Hans-Dieter Hey, Fotos: Rudi Denner)
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