„Krieg beginnt hier…!“ – Friedensradtour in Münster

„Krieg beginnt hier…!“ Unter diesem Motto fand die diesjährige Friedensradtour am Ostersamstag (19.04.2014) durch Münster statt. Gemischt war das Programm:

Das Deutsch-niederländische Korps war als heutige Zentrale der heutigen Kriege (zum Beispiel in Afghanistan) das erste Ziel der Pättkestour (Hubertus Zdebel referierte über die Rolle des dt.-ndl. Korps in den heutigen Kriegen).

Nebenan steht gleich das „Stalingrad-Denkmal“, dass „aber gerade nicht der zivilen Opfer von Stalingrad erinnert, sondern der Täter“, so Hugo Elkemann, Organisator der Tour. Hier gedachte bis in die 80iger Jahre die Bundeswehr der gefallenen Täter.

Als nächstes besuchte die Tour die Gedenkstele zum Gedenken an Wilhelm Kusserow im Innenhof der Hautklinik, der als Zeuge Jehova den Schwur auf Hitler und den Kriegsdienst verweigerte. Er wurde deshalb dort im NS hingerichtet. Dabei erinnerte Michael Bieber, Friedenskooperative Münster, daran, dass wir doch immer so genervt sind von den netten Menschen mit dem Wachtturm. Aber man sollte nichtsdestotrotz ihre Standhaftigkeit anerkennen, die sie in ihrem Widerstand gegen das Naziregime geleistet haben.

Der Leonardus-Campus, eine ehemalige zur Universität umgewidmete Kaserne, war ebenso Anlaufpunkt: Hugo Elkemann berichtete über die Geschichte der Kaserne und Hannes Draeger referierte über den Kampf um Zivilklauseln in Universitätsverfassungen, um Handhabe gegen Kriegsforschungen an Hochschulen zu etablieren.

Auch ein kleiner Kriegsgräber-Friedhof war Anlaufpunkt: Dort sind 10 Wehrmachtssoldaten (teilweise erst 17 Jahre jung) bestattet, die noch im Untergang in Münster gegen die Alliierten angetreten sind und den unnützen Soldatentod starben.

An der ehemaligen Dreizehner-Kaserne, heute ein Beispiel gelungener Konversion von einem ehemaligen Militärstandort in eine zivile Nutzung, erzählte Michael Bieber die Geschichte der Kaserne: Selten genutzt durch deutsches Militär, war sie mal Kriegsgefangenenlager in beiden Weltkriegen, mal Wohnstätte ehemaliger polnischer ZwangsarbeiterInnen („displaced persons“) nach dem Zweiten Weltkrieg, mal Standort britischer Soldaten. Nun ist sie ein gelungenes Beispiel für Konversion: In der Siedlung sind Eigentumswohnungen neben Sozialwohnungen. Also eine Siedlung mit einem schönen Gemisch aus Menschen aus verschiedenen Schichten der Gesellschaft.

In zwei weiteren Etappen berichtete Hugo Elkemann über die Rolle des Technischen Hilfswerks (THW) in heutigen Kriegen (Wiederaufbau von Infrastruktur) und über die Rolle des Sprachenamtes der Bundesswehr im weltweiten Agieren der Bundeswehr.

Abschließend referierte Manfred Hülsken (DFG-VK) über Martin Niemöller, der sich vom „Saulus zum Paulus“ wandelte. Zunächst ein erzreaktionärer Militarist wandelte er sich später zum Kritiker des Nationalsozialismus und Pazifisten, der in der frühen Bundesrepublik gegen die Remilitarisierung mobil machte.

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