Israel: Verbrechen Kriegsdienstverweigerung

Es gehört großer Mut dazu, in Israel den Kriegsdienst zu verweigern. Denn man landet dort schnell als „Verbrecher“ so lange im Gefängnis, bis man seinen Widerstand aufgegeben hat. Doch die Zahl derer, die sich verweigern, steigt. Im Jahr 2014 waren 27 Prozent der Wehrpflichtigen nicht mehr beim Militär, davor waren es 24 Prozent. Viele von ihnen tauchen auf Nimmerwiedersehn im Ausland ab, manche nehmen den Widerstand im eigenen Lande auf. Zwei von ihnen waren am 14. November im Naturfreundehaus Köln-Kalk, um von sich zu erzählen.

Die 19jährige Tair Kaminer stammt aus einer kommunistischen und pazifistischen Familie, ihre Großmutter war Mitgründerin der bekannten „Frauen in Schwarz“. „Das israelische Militär übt die Kontrolle über 3,5 Millionen Palästinenser aus. Ungleichheit zwischen Menschen und Menschenrechtsverletzungen sind die Folge. Aber ich möchte auch auf den Schaden hinweisen, den die israelische Gesellschaft davonträgt. Sie ist weit davon entfernt, eine Demokratie zu sein, so lange die Besetzung existiert“, sagt sie.

Yaron Kaplan, 21 Jahre alt, war zwar beim Militär, verweigerte aber kurz danach den Militärdienst und wollte auch nicht als Reservist teilnehmen. Während eines Urlaubs besuchte er „feindliches Palästinenserland“ und lernte die Menschen dort kennen. Das öffnete ihm die Augen. Kaplan: „Wir müssen den Palästinensern die Hand entgegenstrecken, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Ich liebe mein Land. Mein Handeln entspringt der großen Sorge um seine Zukunft.“

Im Jahr 2014 weigerten sich 50 Israelis mit einem offenen Brief an die „Washington Post“, „als Reservisten zur Verfügung zu stehen“, weil sie die „Militarisierung der Gesellschaft“ ablehnen und nicht mehr am Gazakrieg teilnehmen und Menschen töten wollten. In den Augen vieler Israelis sind sie Verräter, doch als Kriegsdienstverweigerer bringen sie mehr Mut auf. Die Kritik an der gegenwärtigen Poltik Israels halten beide für dringend notwendig, trotz oder vor allem wegen der historischen Verantwortung Deutschlands.

An der anschließenden Diskussion nahm auch eine junge Palästinenserin teil, die in den USA ein Friedensprojekt besuchte. Nach Ostjerusalem zurückgekehrt musste sie feststellen, dass es mit der Friedensarbeit gar nicht so einfach ist. Denn immer wieder kommt es zu heftigen militärischen Auseinandersetzungen und Provokationen – auf beiden Seiten. Siehe Grafik.

Die Veranstaltung fand statt duch das Friedensbildungswerk Köln, das Kölner Friedensforum und die DFG-VK Köln. Moderation: Ariane Dettloff, Übersetzungen: Jeremy Graves und Myriam Sodjinon

Vortrag Tair Kaminer

Vortrag Yaron Kaplan

Eine palästinensischen Diskussionsteilnehmerin aus Ostjerusalem

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