Variablen setzten Beginn
Seit Beginn des 2. Weltkriegs war Eberhart Tresselt – Jahrgang 1917 – im Krieg, in Polen, Frankreich und Afrika. Diese Erfahrung habe ihn, wie er zu Lebzeiten erzählte, „fertig gemacht“. Während eines Genesungsurlaubs auf dem Weg nach Hause kam er über Neapel und schloss sich dort mit drei weiteren Kameraden zusammen, um zu desertieren. Da sie Geld brauchten, verkauften sie Munition an italienische Partisanen. Er verlor auf der Flucht seine Mütze, in der sein Name eingenäht war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Tresselt deshalb von der Geheimen Feldgendarmerie aufgegriffen wurd, die gegen Spionage, Wehrzersetzung oder Landesverrat im Ausland eingesetzt war. Normalerweise wurden Deserteure im Schnellverfahren erschossen. Unter schwerer Folter, bei der er die Namen der andere Kameraden nicht mehr zurückhalten konnte, verlor er ein Auge und einen großen Zeh. Weiter unten mehr!
Seit Beginn des 2. Weltkriegs war Eberhart Tresselt – Jahrgang 1917 – im Krieg, in Polen, Frankreich und Afrika. Diese Erfahrung habe ihn, wie er zu Lebzeiten erzählte, „fertig gemacht“. Während eines Genesungsurlaubs auf dem Weg nach Hause kam er über Neapel und schloss sich dort mit drei weiteren Kameraden zusammen, um zu desertieren. Da sie Geld brauchten, verkauften sie Munition an italienische Partisanen. Er verlor auf der Flucht seine Mütze, in der sein Name eingenäht war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Tresselt deshalb von der Geheimen Feldgendarmerie aufgegriffen wurd, die gegen Spionage, Wehrzersetzung oder Landesverrat im Ausland eingesetzt war. Normalerweise wurden Deserteure im Schnellverfahren erschossen. Unter schwerer Folter, bei der er die Namen der andere Kameraden nicht mehr zurückhalten konnte, verlor er ein Auge und einen großen Zeh.
Im KZ für Deserteure politisiert
Wegen Wehrkraftzersetzung wurde Eberhart Tresselt "nur" zu fünf Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt, weil der Wehrmacht langsam die Soldaten ausgingen. Er wurde in das sogenannte "Soldaten-KZ", in das Moorlager Emsland, Lager Esterwegen verbracht. Dort musste Tresselt im Torfstich Zwangsarbeit leisten und schätzt diese Zeit als furchtbar ein, weil er ständig verprügelt wurde. Essen gab es nur unzureichend. Bei 1,92 Meter wog er nur noch knapp über 40 Kilo. „Viele von den Gefangenen waren in der Kommunistischen Partei und haben mir im KZ endlich politisch die Augen geöffnet“, erzählte Tresselt im Jahr 2007. Später habe er sich sehr ausführlich mit dem Kommunismus auseinandergesetzt, von den Ideen war er bis zum Schluss überzeugt.
Um im KZ nicht „drauf zu gehen“, melde er sich Ende 1944 "freiwillig" zum Kriegseinsatz in dem berüchtigten Ersatztruppenteil 501, einer Bewährungskompanie für ehemalige Zuchthäusler, in der es "außer Brot mit Senf nichts zu Essen gab". Bei einem Artillerieangriff wurde er am linken Auge leicht verletzt. Er simulierte Blindheit und kam in ein Lazarett. Auch dort war der Hunger groß. Wegen eines mittlerweile entstandenen Hunger-Traumas hatte er den Krankenschwestern Essen gestohlen. Lange noch nach dem Krieg habe er deshalb alles Essbare in sich hereingestopft. Kurz darauf geriet Eberhart Tresselt in russische Gefangenschaft. Die - beteuerte er - „war gegenüber dem KZ eine wahre Idylle“.
Für politische Arbeit in der „Klappse“ gelandet
Durch die Ereignisse war Eberhart Tresselt zum politischen Menschen geworden. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft betätigte er sich politisch gegen die Wiederaufrüstung, die Notstandsgesetze und gegen Kernkraftwerke. Lange war er in der Antifa aktiv. Während einer AKW-Protestaktion im Jahr 1979 brach er in das Büro der „Gesellschaft für Reaktorsicherheit“ in der Kölner Glockengasse 2 ein, um geklaute Ordner mit brisantem Material der Öffentlichkeit zukommen zu lassen, „zu vergesellschaften“, wie es in einem Beitrag damals hieß. Deshalb wurde er nach kurzer U-Haft in eine „Klappse“ eingeliefert und nach einem halben Jahr wieder entlassen. „Wieso sind sie denn überhaupt hier, sie haben hier doch nichts zu suchen“, hatte sich der damalige Anstaltsleiter ausgedrückt. Eberhart Tresselt starb im Jahr 2008 verarmt in Köln. An ihn erinnert nur die Stele eines Sozialgrabes.
Dem Schicksal dieses mutigen politischen Menschen, der im 2. Weltkrieg desertiert war, stellen wir das Schicksal eines Pfarrersohnes gegenüber, der in den Krieg zog und sein Leben verlor. (Hans-Dieter Hey)
Im KZ für Deserteure politisiert
Wegen Wehrkraftzersetzung wurde Eberhart Tresselt „nur“ zu fünf Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt, weil der Wehrmacht langsam die Soldaten ausgingen. Er wurde in das sogenannte „Soldaten-KZ“, in das Moorlager Emsland, Lager Esterwegen verbracht. Dort musste Tresselt im Torfstich Zwangsarbeit leisten und schätzt diese Zeit als furchtbar ein, weil er ständig verprügelt wurde. Essen gab es nur unzureichend. Bei 1,92 Meter wog er nur noch knapp über 40 Kilo. „Viele von den Gefangenen waren in der Kommunistischen Partei und haben mir im KZ endlich politisch die Augen geöffnet“, erzählte Tresselt im Jahr 2007. Später habe er sich sehr ausführlich mit dem Kommunismus auseinandergesetzt, von den Ideen war er bis zum Schluss überzeugt.
Um im KZ nicht „drauf zu gehen“, melde er sich Ende 1944 „freiwillig“ zum Kriegseinsatz in dem berüchtigten Ersatztruppenteil 501, einer Bewährungskompanie für ehemalige Zuchthäusler, in der es „außer Brot mit Senf nichts zu Essen gab“. Bei einem Artillerieangriff wurde er am linken Auge leicht verletzt. Er simulierte Blindheit und kam in ein Lazarett. Auch dort war der Hunger groß. Wegen eines mittlerweile entstandenen Hunger-Traumas hatte er den Krankenschwestern Essen gestohlen. Lange noch nach dem Krieg habe er deshalb alles Essbare in sich hereingestopft. Kurz darauf geriet Eberhart Tresselt in russische Gefangenschaft. Die – beteuerte er – „war gegenüber dem KZ eine wahre Idylle“.
Für politische Arbeit in der „Klappse“ gelandet
Durch die Ereignisse war Eberhart Tresselt zum politischen Menschen geworden. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft betätigte er sich politisch gegen die Wiederaufrüstung, die Notstandsgesetze und gegen Kernkraftwerke. Lange war er in der Antifa aktiv. Während einer AKW-Protestaktion im Jahr 1979 brach er in das Büro der „Gesellschaft für Reaktorsicherheit“ in der Kölner Glockengasse 2 ein, um geklaute Ordner mit brisantem Material der Öffentlichkeit zukommen zu lassen, „zu vergesellschaften“, wie es in einem Beitrag damals hieß. Deshalb wurde er nach kurzer U-Haft in eine „Klappse“ eingeliefert und nach einem halben Jahr wieder entlassen. „Wieso sind sie denn überhaupt hier, sie haben hier doch nichts zu suchen“, hatte sich der damalige Anstaltsleiter ausgedrückt. Eberhart Tresselt starb im Jahr 2008 verarmt in Köln. An ihn erinnert nur die Stele eines Sozialgrabes.
Dem Schicksal dieses mutigen politischen Menschen, der im 2. Weltkrieg desertiert war, stellen wir das Schicksal eines Pfarrersohnes gegenüber, der in den Krieg zog und sein Leben verlor. (Hans-Dieter Hey)