LAOS: Tourismus für ein armes Land

Bosengkham Vongdara, Tourismusminister von Laos, will 2018 das ganze Land auf Tourismus trimmen. Er rechnet mit über fünf Millionen Besuchern – das Land hat 7 Millionen Einwohner. Laos als eines der ärmsten Länder der Welt braucht dieses Wachstum von bis zu 14 Prozent für seine Entwicklung. Wegen seiner unglaublichen Schönheit und der liebenswerten Bevölkerung ein lohnendes Reiseziel. Doch das ist nicht alles.

Etwas Geschichte

1953 erklärte sich Laos als unabhängig vom französischen Protektorat. In der größten Geheimoperation der CIA in der Geschichte moderner Kriegsführung wurden auf das kleine Land – insbesondere über dem Ho-Chi-Minh-Pfad – in 580.000 Einsätzen 250 Millionen Streubomben abgeworfen, mehr als über Vietnam. Schätzungen gehen davon aus, dass von den 80 Millionen Blindgängern bisher nur 30 Prozent unschädlich wurden. Durch Hillary Clinton und Barrack Obama wurden 2016 ca. 12 Mio. Dollar zur weiteren Entsorgung spendiert. Am Ende des US-Amerikanischen Kriegs siegten die Pathet Lao durch eine unblutige Revolution und gründeten 1975 die Demokratische Volksrepublik Laos. Doch an einigen der sozialistischen Helden von einst und immer-noch-Machthabern nagt inzwischen der Zahn der Zeit.

Stramm auf kapitalistischem Kurs

Seit 1986 ist man nach schwerer Rezession stramm auf kapitalistischem Kurs. Vor einigen Jahren wurde der Begriff „Sozialismus“ aus der Verfassung gestrichen. Das ‚Turning Land into Capital‘ führt zu Auseinandersetzungen der Bergbevölkerung mit Grossinvestoren um Land, Wasser  – vor allem um den Mekong – und Ernährungsgrundlagen. Die Volksrepublik China baut bis 2020 vom chinesischen Kunming bis zur laotischen Hauptstadt Vientiane eine Eisenbahnstrecke. Wegen geplanter Staudämme dürfte die Schifffracht bei Niedrigwasser über den Mekong kaum noch möglich sein. Die Entwicklung gefährdet auch die Lebensgrundlagen der Bevölkerung um den Mekong. Mangelernährung und medizinische Unterversorgung sind an der Tagesordnung.

Ethnische Minderheiten

In Laos leben bis zu 55 verschiedene ethnische Gruppen meist in entfernt liegenden Bergregionen. Für das laotische Bildungssystem mit Schulpflicht eine riesige Herausforderung, denn nur 65 Prozent der Menschen spricht Lao und nur die Hälfte der Schüler macht einen Abschluss. Ähnlich wie die Rohingya, die im angrenzenden Myanmar als muslimische Minderheit gnadenlos verfolgt werden (für die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi übrigens kein Thema), erging es den Hmong, die in Laos als Terroristen verfolgt wurden und in großer Zahl nach Thailand flüchteten. Bis heute trägt man ihnen nach, Laos im US-Amerikanischen Krieg an die Amerikaner verraten zu haben. Mit US-amerikanischen Waffen, geliefert über Thailand, sollte die Laotische Hauptstadt Vientiane durch 30.000 bewaffnete Hmong dem Erdboden gleichgemacht und die sozialistische Regierung beseitigt werden.

Mit Rechtsstaatlichkeit und freier Meinungsäußerung tut man sich schwer. Wegen einer friedlichen Demonstration wurden die studentischen Aktivisten Thongpaseuth Keuakoun und Seng-Aloun Phengphanh aus der Volksgruppe der Hmong, zu 20 Jahren Haft unter schwersten Bedingungen verurteilt, aber kürzlich entlassen. Vom Bürgerrechtler Sombath Somphone, der vor einer Polizeiwache entführt wurde, fehlt bis heute jede Spur. Auch sonst sieht es mit Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung nicht gut in Laos aus.

Eine Lanze für den Tourismus

Trotzdem oder gerade deshalb sollte Tourismusminister Bosengkham Vongdara und damit die Laoten durch den Tourismus unterstützen. Die liebenswerten Lao haben das für ihre Entwicklung verdient. Man sollte die Investitionen in Laos auch nicht den Chinesen allein überlassen. (Hans-Dieter Hey)

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