Variablen setzten Beginn
Lautes Gemurmel dringt an das Ohr an der Straßenecke in der Stadt Luang Prabang, einer kulturellen Hochburg in der Demokratischen Volksrepublik Laos. Über dem Gebäude, einem Bücherladen, aus dem das Gemurmel kommt, steht „Big Brother Mouse“. Das muss Aufmerksamkeit erregen.
Und die erzählenswerte Geschichte geht so: Arme Familien haben Kinder in Laos – wie in anderen südostasiatischen Ländern auch – oft in die Klöster geschickt, damit sie versorgt waren und eine kleine Schulausbildung bekamen. So ging es auch dem jungen Khamla im Jahr 1995. Bereits auf der Fahrt dorthin machte er Bekanntschaft mit Touristen, die alle Bücher lasen. Das war neu und forderte ihn heraus. Denn in Laos war vielen das Lesen fremd. Der Alphabetisierungsgrad lag 1995 nur bei 60,3 Prozent und war 2005 bei 72,7 Prozent – ein Fortschritt.
Auf der anderen Seite der Welt: Im Jahr 1995 verkaufte der Verleger und US-Amerikaner „Sasha“ Alyson in den USA sein Geschäft, besuchte Laos – und blieb. Hier befreundete er sich mit dem Studenten Siphone. Mit ihm kaufte er drei Computer, die er Studenten zur Verfügung stellte. Der erste laotische „Verlag“ wurde eröffnet, in dem man mit diesen Computern Texte für Schüler und Studenten schrieb und ausdruckte. Später wurde daraus ein richtiger kleiner Verlag. Das war nicht einfach. In Laos braucht man dafür eine spezielle Lizenz und jedes Buch muss offiziell genehmigt werden. Der erste Angestellte im Büro war Khamla. Siphone und Khamla kannten sich bereits aus der Tempelschule.
Siphone schrieb traditionelle Geschichten, z.B. „Die Katze, die meditierte“. Es ist in Laos das bisher meistgelesene Buch. Auch eine Computerschrift für die laotischen Sprache wurde entwickelt. Khamlas Lehrbuch über das laotische Alphabet „Frosch, Alligator und Büffel“ wird so häufig gelesen, dass viele Kinder es auswendig kennen. Längst wagt man sich an hohe Literatur, wie der Lebensgeschichte der Anne Frank. Bis 2012 wurden 903 Bücher verlegt. Bücher, mit denen Lesen lernen Spaß macht. Jeder kann Bücher sponsern und wird dafür im Impressum erwähnt. Für 50 $ kann man ein ganzes Dorf mit einem großen Stapel Büchern beschenken. Für 800 $ kann man sie über das ganze Land verteilen lassen. Irre!
Im Ort gibt es durchaus auch Kritik. Nämlich dass das Ganze eine Marketingstrategie von „Sasha“ sei. Der stand für ein Interview leider nicht zur Verfügung. Er sei zu beschäftigt, wie es hieß. Die Non-Profit-Organisation erhielt 2010 rund 326.000 $. 26 Prozent davon kamen aus Australien, USA und Europa, 27 Prozent von großen Einzelspendern und 29 Prozent von anderen Privatleuten. 18 Prozent kamen über Buchverkäufe rein. Schaut man ins Internet, wird das Projekt durchaus positiv bewertet.
Und was hat das mit dem Gemurmel im Bücherladen zu tun? Sashas Bücherläden sind die reinsten Lesestuben in Ventiane und Luang Prabang. Dort treffen sich den ganzen Tag englisch sprechende Gäste mit Einheimischen, um sich auszutauschen, zu diskutieren, ihre Sprache zu verbessern. Ein schönes Projekt der Völkerverständigung.
Ganz zu Beginn suchte man einen Namen dafür. Einer sagte: „Wir wollen es ‚Die Legende von Big Brother Mouse nennen‘. Ein anderer meinte: „Könnten wir. Aber du musst tot sein, um eine Legende zu sein“. Schön, dass es dieses Projekt weiterhin geben wird. (Hans-Dieter Hey)
Lautes Gemurmel dringt an das Ohr an der Straßenecke in der Stadt Luang Prabang, einer kulturellen Hochburg in der Demokratischen Volksrepublik Laos. Über dem Gebäude, einem Bücherladen, aus dem das Gemurmel kommt, steht „Big Brother Mouse“. Das muss Aufmerksamkeit erregen.
Und die erzählenswerte Geschichte geht so: Arme Familien haben Kinder in Laos – wie in anderen südostasiatischen Ländern auch – oft in die Klöster geschickt, damit sie versorgt waren und eine kleine Schulausbildung bekamen. So ging es auch dem jungen Khamla im Jahr 1995. Bereits auf der Fahrt dorthin machte er Bekanntschaft mit Touristen, die alle Bücher lasen. Das war neu und forderte ihn heraus. Denn in Laos war vielen das Lesen fremd. Der Alphabetisierungsgrad lag 1995 nur bei 60,3 Prozent und war 2005 bei 72,7 Prozent – ein Fortschritt.
Auf der anderen Seite der Welt: Im Jahr 1995 verkaufte der Verleger und US-Amerikaner „Sasha“ Alyson in den USA sein Geschäft, besuchte Laos - und blieb. Hier befreundete er sich mit dem Studenten Siphone. Mit ihm kaufte er drei Computer, die er Studenten zur Verfügung stellte. Der erste laotische „Verlag“ wurde eröffnet, in dem man mit diesen Computern Texte für Schüler und Studenten schrieb und ausdruckte. Später wurde daraus ein richtiger kleiner Verlag. Das war nicht einfach. In Laos braucht man dafür eine spezielle Lizenz und jedes Buch muss offiziell genehmigt werden. Der erste Angestellte im Büro war Khamla. Siphone und Khamla kannten sich bereits aus der Tempelschule.
Siphone schrieb traditionelle Geschichten, z.B. „Die Katze, die meditierte“. Es ist in Laos das bisher meistgelesene Buch. Auch eine Computerschrift für die laotischen Sprache wurde entwickelt. Khamlas Lehrbuch über das laotische Alphabet „Frosch, Alligator und Büffel“ wird so häufig gelesen, dass viele Kinder es auswendig kennen. Längst wagt man sich an hohe Literatur, wie der Lebensgeschichte der Anne Frank. Bis 2012 wurden 903 Bücher verlegt. Bücher, mit denen Lesen lernen Spaß macht. Jeder kann Bücher sponsern und wird dafür im Impressum erwähnt. Für 50 $ kann man ein ganzes Dorf mit einem großen Stapel Büchern beschenken. Für 800 $ kann man sie über das ganze Land verteilen lassen. Irre!
Im Ort gibt es durchaus auch Kritik. Nämlich dass das Ganze eine Marketingstrategie von "Sasha" sei. Der stand für ein Interview leider nicht zur Verfügung. Er sei zu beschäftigt, wie es hieß. Die Non-Profit-Organisation erhielt 2010 rund 326.000 $. 26 Prozent davon kamen aus Australien, USA und Europa, 27 Prozent von großen Einzelspendern und 29 Prozent von anderen Privatleuten. 18 Prozent kamen über Buchverkäufe rein. Schaut man ins Internet, wird das Projekt durchaus positiv bewertet.
Und was hat das mit dem Gemurmel im Bücherladen zu tun? Sashas Bücherläden sind die reinsten Lesestuben in Ventiane und Luang Prabang. Dort treffen sich den ganzen Tag englisch sprechende Gäste mit Einheimischen, um sich auszutauschen, zu diskutieren, ihre Sprache zu verbessern. Ein schönes Projekt der Völkerverständigung.
Ganz zu Beginn suchte man einen Namen dafür. Einer sagte: „Wir wollen es 'Die Legende von Big Brother Mouse nennen'. Ein anderer meinte: „Könnten wir. Aber du musst tot sein, um eine Legende zu sein“. Schön, dass es dieses Projekt weiterhin geben wird. (Hans-Dieter Hey)