Nackt unter Wölfen – Premiere


Variablen setzten Beginn

Die Filmpremiere eines bekannten Films gegen den Faschismus, der im Westen bewußt missverstanden wurde fand am 20. März in Weimar statt. Mit  skeptischen Gedanken ging ich nicht allein zur Voraufführung des neu verfilmten Romanes von Bruno Apitz. Vor 25 Jahren mussten wir erleben, wie Namen vieler kommunistischer Widerstandskämpfer im Gedächtnis des Volkes gelöscht werden sollten. Förmlich über Nacht wurden Straßenschilder oder Namen von Schulen ausgetauscht. All zu oft wurde versucht das antifaschistische Vermächtnis zu verunglimpfen und in das Reich der Märchen und Sagen zu verbannen.

Mit den Folgen dieser vehement rechtslastig betriebenen bürgerlichen Politik haben wir es gegenwärtig in vieler Weise zu tun. Die vorsichtige Skepsis konnte der zur Premiere anwesenden Kiki Apitz, der Witwe des Dichters, gut verstehen. Sie wies darauf hin, dass dieses Buch kein Dokumentarbericht, sondern ein Roman ist. Das wurde auch in der Vergangenheit oft falsch gehändelt. Wenn von der Wirklichkeit zugunsten ideologischer Wunschvorstellungen Abstand genommen wird, kommt es zur Unglaubwürdigkeit. Solche Lücken werden sofort ausgeschlachtet und versucht ins Gegenteil zu kehren. In einem Gespräch vor der Aufführung hatten wir die Möglichkeit, unsere Gedanken auch über die  Gefahren der neuen Nazibewegungen auszutauschen. Jedes Herumbasteln an der Geschichte, welches der Verharmlosung der braunen Vergangenheit dient, ist sehr gefährlich.

Apitz hat in den glücklichen Jahren ihrer Ehe mit Bruno Apitz sehr viel aus dem Leben eines Buchenwaldhäftlings erfahren und wurde selbst konsequente Antifaschistin. Sie sprach die Hoffnung aus, dass es gelingt, die Jugend von absurden faschistischen Ideen fern zu halten. Persönlich konnte ich ihr bestätigen, dass der Roman „Nackt unter Wölfen“, mir und damals vielen Jugendlichen, Hilfe bei der Entwicklung antifaschistischer Haltung war. Unsere Elterngeneration war teilweise noch von den eingebläuten Naziphrasen infiziert und tat relativ wenig zur Wahrheitsfindung. Es war gut, dass es Pflichtliteratur und Filme gab, welche uns mit der Vergangenheit konfrontierten.

Wir hatten auch noch die Möglichkeit viele Zeitzeugen persönlich zu erleben.

Heute, verächtlich als staatlich verordnet bezeichnet, fanden viele einen antifaschistischen Standpunkt, ganz gleich, ob Mitglied der FDJ oder als junger Christ. Wir hatten keine strittigen Fragen und versprachen uns, den neuen Film mit viel Objektivität aufzunehmen. Beim Betrachten vieler Szenenfotos im Foyer der Weimarhalle wurde bereits klar, dass diese Fernsehproduktion hohe Ansprüche an die nervliche Kondition stellen wird. In Gesprächen mit Pressevertretern berichteten die Schauspieler von den höchsten körperlichen und psychischen Anforderungen während der Dreharbeiten. Eine Folterszene so echt wie möglich nach zu gestalten, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Persönlich hatte ich oft die Möglichkeit, mit noch lebenden Zeitzeugen zu sprechen und zuzuhören. Erst vor zwei Jahren berichtete mir der ehemalige Häftling Albert Albertowitsch aus Minsk, wie er den Todesmarsch auf einer Strecke von 500 km in das Lager Buchenwald erlebte und danach knapp überlebte. Im Film spiegeln manche Szenen bis zur Schmerzgrenze die Grausamkeiten des Lageralltages wider. Es mag für viele erschreckend sein, aber der Faschismus mit all seiner Brutalität wird uns in der Neuverfilmung sehr nah gebracht.

Wir erleben auch im neuen Film großartige schauspielerische Leistungen und eine hervorragende Regie. Florian Stetter überzeugt als Pippig, Sylvester Groth als Krämer und Peter Schneider als Höfel. Die Schauspieler sind tief in die Psyche der Romanfiguren eingedrungen und haben sich im Vorfeld intensiv über die Lagerrealität informiert. Während der Dreharbeiten haben sie innerlich eine Zeit erlebt, welche 70 Jahre zurück liegt. Ihnen wurde sehr bewusst, was Faschismus bedeutet.

Sehr komplizierte Rollen erfüllten in jeder Hinsicht Sabrin Tambrea als Hermann Reineboth und Robert Gallinowski als Robert Kluttig. Sie verkörperten die  ausführenden SS-Leute, welche den Häftlingen unmittelbar gegenüberstanden. Sabrin Tambrea- groß, schlank, intelligent und gut aussehend, aber gleichzeitig absolut linientreu, hasserfüllt und hinterhältig, vertritt die junge Nazielite. Robert Gallinowski kennen wir aus vielen Bösewichtrollen. In diesem Film gibt er der Brutalität ein Gesicht, welches sich einprägen wird. Wir erleben eine großartige Ensembleleistung.

Wir sehen die letzten Tage des Lagers in aller Dramatik. Das herein geschmuggelte Kind bringt das illegale Lagerkomitee in eine äußerst komplizierte Lage. Es geht um die Frage des Überlebens tausender Häftlinge. Kann unter diesen Bedingungen die Konspiration gewahrt werden? Können die in Folterhaft genommenen Kameraden stand halten? Lagerapelle, schuften im Steinbruch und immer wieder Brutalität und Kampf ums Überleben. Alles kommt sehr realistisch ins Bild. Eine Szene wurde allerdings in der TLZ angegriffen. Es geht um den unerträglichen Hunger im Lager. Wer die Buchenwaldgeschichte kennt, dem ist auch bekannt, dass es für die SS-Familien einen Zoo gab, wo Bären und Wölfe gehalten wurden. Diese Tiere und auch die Wachhunde wurden im Vergleich zu den Inhaftierten bestens verpflegt. Eine kurze fiktive Episode schildert, wie Häftlinge einen Wachhund anlocken, schlachten und verzehren. Es wird also gezeigt, wozu Hunger führen kann.So viel künstlerische Freiheit sei gestattet.

Es ist auch gut gelungen, kurze dokumentarische Filmausschnitte einzublenden. Sie zeigen das Vorrücken der alliierten Truppen. Die Handlungen der SS werden immer unberechenbarer. Die Liquidierung  der überlebenden Häftlinge wird von den Lagerführern ernsthaft angestrebt. Die Chancen für einen siegreichen Aufstand stehen schlecht und werden vom Lagerkomitee real eingeschätzt. Als die amerikanischen Truppen heranrücken, begibt sich der größte Teil der SS-Truppen auf die Flucht. Die Kameraden des illegalen Lagerkomitees können die verblieben SS-Schergen festnehmen und eine weiße Fahne über dem Lagertor hissen. Sie gehen den amerikanischen Truppen entgegen und können das Lager übergeben.

Der Film endet nicht pathetisch, sondern still und offensichtlich Realitätsnah.
Wir haben selten ein so zutiefst betroffenes Publikum erlebt. Es war wohl höchstes Lob, das in den Minuten danach keiner wagte, die Stille durch Beifall zu stören. Nach der Aufführung trafen wir noch einmal Frau Apitz. Sie fragte uns ob wir noch Bedenken haben. Nein, es ist ein großartiger Film, welcher gleichwertig neben der Erstverfilmung stehen sollte. Da waren wir einer Meinung. Ihr Wunsch, dass diesen Film viele Jugendliche sehen sollten, schließen wir uns an. Der Film läuft am 1.April 20.15 in der ARD und einigen anderen europäischen Sendern. (Christel und Uwe Pohlitz)

Die Filmpremiere eines bekannten Films gegen den Faschismus, der im Westen bewußt missverstanden wurde fand am 20. März in Weimar statt. Mit  skeptischen Gedanken ging ich nicht allein zur Voraufführung des neu verfilmten Romanes von Bruno Apitz. Vor 25 Jahren mussten wir erleben, wie Namen vieler kommunistischer Widerstandskämpfer im Gedächtnis des Volkes gelöscht werden sollten. Förmlich über Nacht wurden Straßenschilder oder Namen von Schulen ausgetauscht. All zu oft wurde versucht das antifaschistische Vermächtnis zu verunglimpfen und in das Reich der Märchen und Sagen zu verbannen.

Mit den Folgen dieser vehement rechtslastig betriebenen bürgerlichen Politik haben wir es gegenwärtig in vieler Weise zu tun. Die vorsichtige Skepsis konnte der zur Premiere anwesenden Kiki Apitz, der Witwe des Dichters, gut verstehen. Sie wies darauf hin, dass dieses Buch kein Dokumentarbericht, sondern ein Roman ist. Das wurde auch in der Vergangenheit oft falsch gehändelt. Wenn von der Wirklichkeit zugunsten ideologischer Wunschvorstellungen Abstand genommen wird, kommt es zur Unglaubwürdigkeit. Solche Lücken werden sofort ausgeschlachtet und versucht ins Gegenteil zu kehren. In einem Gespräch vor der Aufführung hatten wir die Möglichkeit, unsere Gedanken auch über die  Gefahren der neuen Nazibewegungen auszutauschen. Jedes Herumbasteln an der Geschichte, welches der Verharmlosung der braunen Vergangenheit dient, ist sehr gefährlich.

Apitz hat in den glücklichen Jahren ihrer Ehe mit Bruno Apitz sehr viel aus dem Leben eines Buchenwaldhäftlings erfahren und wurde selbst konsequente Antifaschistin. Sie sprach die Hoffnung aus, dass es gelingt, die Jugend von absurden faschistischen Ideen fern zu halten. Persönlich konnte ich ihr bestätigen, dass der Roman „Nackt unter Wölfen“, mir und damals vielen Jugendlichen, Hilfe bei der Entwicklung antifaschistischer Haltung war. Unsere Elterngeneration war teilweise noch von den eingebläuten Naziphrasen infiziert und tat relativ wenig zur Wahrheitsfindung. Es war gut, dass es Pflichtliteratur und Filme gab, welche uns mit der Vergangenheit konfrontierten.

Wir hatten auch noch die Möglichkeit viele Zeitzeugen persönlich zu erleben.

Heute, verächtlich als staatlich verordnet bezeichnet, fanden viele einen antifaschistischen Standpunkt, ganz gleich, ob Mitglied der FDJ oder als junger Christ. Wir hatten keine strittigen Fragen und versprachen uns, den neuen Film mit viel Objektivität aufzunehmen. Beim Betrachten vieler Szenenfotos im Foyer der Weimarhalle wurde bereits klar, dass diese Fernsehproduktion hohe Ansprüche an die nervliche Kondition stellen wird. In Gesprächen mit Pressevertretern berichteten die Schauspieler von den höchsten körperlichen und psychischen Anforderungen während der Dreharbeiten. Eine Folterszene so echt wie möglich nach zu gestalten, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Persönlich hatte ich oft die Möglichkeit, mit noch lebenden Zeitzeugen zu sprechen und zuzuhören. Erst vor zwei Jahren berichtete mir der ehemalige Häftling Albert Albertowitsch aus Minsk, wie er den Todesmarsch auf einer Strecke von 500 km in das Lager Buchenwald erlebte und danach knapp überlebte. Im Film spiegeln manche Szenen bis zur Schmerzgrenze die Grausamkeiten des Lageralltages wider. Es mag für viele erschreckend sein, aber der Faschismus mit all seiner Brutalität wird uns in der Neuverfilmung sehr nah gebracht.

Wir erleben auch im neuen Film großartige schauspielerische Leistungen und eine hervorragende Regie. Florian Stetter überzeugt als Pippig, Sylvester Groth als Krämer und Peter Schneider als Höfel. Die Schauspieler sind tief in die Psyche der Romanfiguren eingedrungen und haben sich im Vorfeld intensiv über die Lagerrealität informiert. Während der Dreharbeiten haben sie innerlich eine Zeit erlebt, welche 70 Jahre zurück liegt. Ihnen wurde sehr bewusst, was Faschismus bedeutet.

Sehr komplizierte Rollen erfüllten in jeder Hinsicht Sabrin Tambrea als Hermann Reineboth und Robert Gallinowski als Robert Kluttig. Sie verkörperten die  ausführenden SS-Leute, welche den Häftlingen unmittelbar gegenüberstanden. Sabrin Tambrea- groß, schlank, intelligent und gut aussehend, aber gleichzeitig absolut linientreu, hasserfüllt und hinterhältig, vertritt die junge Nazielite. Robert Gallinowski kennen wir aus vielen Bösewichtrollen. In diesem Film gibt er der Brutalität ein Gesicht, welches sich einprägen wird. Wir erleben eine großartige Ensembleleistung.

Wir sehen die letzten Tage des Lagers in aller Dramatik. Das herein geschmuggelte Kind bringt das illegale Lagerkomitee in eine äußerst komplizierte Lage. Es geht um die Frage des Überlebens tausender Häftlinge. Kann unter diesen Bedingungen die Konspiration gewahrt werden? Können die in Folterhaft genommenen Kameraden stand halten? Lagerapelle, schuften im Steinbruch und immer wieder Brutalität und Kampf ums Überleben. Alles kommt sehr realistisch ins Bild. Eine Szene wurde allerdings in der TLZ angegriffen. Es geht um den unerträglichen Hunger im Lager. Wer die Buchenwaldgeschichte kennt, dem ist auch bekannt, dass es für die SS-Familien einen Zoo gab, wo Bären und Wölfe gehalten wurden. Diese Tiere und auch die Wachhunde wurden im Vergleich zu den Inhaftierten bestens verpflegt. Eine kurze fiktive Episode schildert, wie Häftlinge einen Wachhund anlocken, schlachten und verzehren. Es wird also gezeigt, wozu Hunger führen kann.So viel künstlerische Freiheit sei gestattet.

Es ist auch gut gelungen, kurze dokumentarische Filmausschnitte einzublenden. Sie zeigen das Vorrücken der alliierten Truppen. Die Handlungen der SS werden immer unberechenbarer. Die Liquidierung  der überlebenden Häftlinge wird von den Lagerführern ernsthaft angestrebt. Die Chancen für einen siegreichen Aufstand stehen schlecht und werden vom Lagerkomitee real eingeschätzt. Als die amerikanischen Truppen heranrücken, begibt sich der größte Teil der SS-Truppen auf die Flucht. Die Kameraden des illegalen Lagerkomitees können die verblieben SS-Schergen festnehmen und eine weiße Fahne über dem Lagertor hissen. Sie gehen den amerikanischen Truppen entgegen und können das Lager übergeben.

Der Film endet nicht pathetisch, sondern still und offensichtlich Realitätsnah.

Wir haben selten ein so zutiefst betroffenes Publikum erlebt. Es war wohl höchstes Lob, das in den Minuten danach keiner wagte, die Stille durch Beifall zu stören. Nach der Aufführung trafen wir noch einmal Frau Apitz. Sie fragte uns ob wir noch Bedenken haben. Nein, es ist ein großartiger Film, welcher gleichwertig neben der Erstverfilmung stehen sollte. Da waren wir einer Meinung. Ihr Wunsch, dass diesen Film viele Jugendliche sehen sollten, schließen wir uns an. Der Film läuft am 1.April 20.15 in der ARD und einigen anderen europäischen Sendern. (Christel und Uwe Pohlitz)

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