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Im Jahr 1934 kam die Gestapo, und es war der Kölner Fotograf Erich Sander, der „verhaftet wurde, vor dem OLG Hamm verurteilt wurde, dort noch eine flammende Rede gehalten hat, ungebrochen. Wir sagen es im Titel ‚unbeugsam‘, man könnte fast schon sagen starrköpfig, eben ein echter Sander“ fasst Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums in Köln über den Häftling, der wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt wurde, zusammen. Über Erich Sanders Geschichte zu berichten, sei deshalb „an sich ein Wert“ – unabhängig davon, dass er des Sohn des berühmten Kölner Fotografen August Sander war. Weiter unten mehr!
Im Jahr 1934 kam die Gestapo, und es war der Kölner Fotograf Erich Sander, der "verhaftet wurde, vor dem OLG Hamm verurteilt wurde, dort noch eine flammende Rede gehalten hat, ungebrochen. Wir sagen es im Titel 'unbeugsam', man könnte fast schon sagen starrköpfig, eben ein echter Sander" fasst Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums in Köln über den Häftling, der wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt wurde, zusammen. Über Erich Sanders Geschichte zu berichten, sei deshalb "an sich ein Wert" - unabhängig davon, dass er des Sohn des berühmten Kölner Fotografen August Sander war.
Sander erhielt in den fast 10 Jahren seiner Haft im Zuchthaus Siegburg das Privileg, Gefängnisfotograf zu sein. "Ich habe noch Photo-Arbeit für ca. 4 Wochen, muß zudem laufend die Zugänge photografieren und die Passaufnahmen für Reisepässe und die Wehrausschließungsscheine machen" schrieb er am 1. Februar 1942 an seine Eltern. Teilweise war er in dieser Zeit in der Lage, Fotos und Briefe aus dem Knast zu schmuggeln. Viele der Fotografien, zum Teil mit Selbstauslöser hergestellt, finden sich in der Ausstellung wieder und zeigen den Alltag der Häftlinge jener Zeit. Der mehrfach von den Nazis misshandelte Sander starb 1944 im Zuchthaus unter großen Schmerzen an einer unbehandelten Blinddarmentzündung.
Interessiert hatte während der fünfjährigen Beschäftigung mit Erich Sander vor allem die politische Organisation, mit der er im Widerstand war. Seit frühen Jahren war Erich Sander Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD). Später wurde er Mitglied der KPD, konnte sich aber mit deren zentralistischen Doktrin nicht anfreunden. Da der Einfluss von Kritikern auf die zentralistische Führung durch die gegründete innere Opposition KPO erfolglos blieb, wurde Sander 1929 von der KPD ausgeschlossen und später Mitglied in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ihre Mitglieder stammten meist aus der SPD, die mit der national-konservativen Anpassungspolitik der als "sozialfaschistisch" eingestuften Mutterpartei nicht einverstanden waren. Sanders, der Volkswirtschaftslehre ohne Examensabschluss studierte, veröffentlichte Beiträge zur politischen Diskussion in "Der Parteiarbeiter" oder "Die Internationale" - oft unter dem Pseudonym "Schürmann". Fotos veröffentlichte er in der "Internationalen Roten Arbeiterhilfe", in Zeitungen und auf Ausstellungen.
Neffe Gerd Sander anlässlich der Ausstellungseröffnung: "Die Texte für den Katalog sind geschrieben, die Bilder ausgesucht, die Präsentation von Dr. Jürgen Müller bis ins kleinste Detail vorbereitet und installiert. Auch wenn August Sander im Titel erwähnt ist, handelt es sich um das Leben von Erich Sander. Ihm ist diese Ausstellung gewidmet. Aber nicht nur ihm, sondern auch denen, die mit ihm wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt wurden. Einige verloren in Auschwitz ihr Leben... Sie erinnert an alle, die durch dieses verbrecherische System ihr Leben verloren haben". Und weiter: "Es lohnt sich, dafür zu arbeiten, dass so ein System nie mehr in Europa Fuss fassen kann". Eine Kurzbiografie zu Erich Sander durch den Historiker Dr. Fritz Bilz findet sich im Anhang.
Nicht nur die Ausstellung ist sehenswert. Vergeblich hatte man mehrmals versucht, eine Biografie oder Veröffentlichungen zu Erich Sander anzufertigen. Das ist erst jetzt erfolgreich gelungen. Einmal durch die am 23. Oktober eröffnete Fotoausstellung, die in besonderer Weise Darstellungsform und historischen Inhalt verbindet. Und ganz frisch am Morgen der Ausstellungseröffnung wurde der Fotokatalog mit gleichnamigem Titel angeliefert. In Kürze folgt ein umfangreicher Band im gleichen Verlag mit der Edition der Briefe von Erich Sander, der "ein einzigartiger Quellenbestand" sei, den es in dieser Form wenig gebe, so Dr. Werner Jung.
Der Fotokatalog zur Ausstellung ist ein bemerkenswerter Band, der dem Leser einen Menschen sehr persönlich, unterlegt mit Zeitdokumenten, mit seinem unbeugsamen Widerstandswillen näher bringt.
Die Fotoausstellung "August Sanders unbeugsamer Sohn" im Kölner EL-DE-Haus, der ehemaligen Gestapodienststelle nationalsozialistischer Schreckensherrschaft, geht noch bis zum 31. Januar 2016. (Hans-Dieter Hey)
Vortrag von Dr. Fritz Bilz zur Biografie von Erich Sander hier!
Hinweis: Die Ausstellungsexponate sowie die Biografie sind mit Copyright versehen!
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August Sanders unbeugsamer Sohn
Erich Sander als Häftling und Gefängnisfotograf im
Zuchthaus Siegburg 1935-1944
Metropol-Verlag, Berlin 2015
Hrsg.: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Bd. 1
288 Seiten mit teils farbigen Fotografien
24,00 Euro
ISBN: 978-3-86331-262-6
Sander erhielt in den fast 10 Jahren seiner Haft im Zuchthaus Siegburg das Privileg, Gefängnisfotograf zu sein. „Ich habe noch Photo-Arbeit für ca. 4 Wochen, muß zudem laufend die Zugänge photografieren und die Passaufnahmen für Reisepässe und die Wehrausschließungsscheine machen“ schrieb er am 1. Februar 1942 an seine Eltern. Teilweise war er in dieser Zeit in der Lage, Fotos und Briefe aus dem Knast zu schmuggeln. Viele der Fotografien, zum Teil mit Selbstauslöser hergestellt, finden sich in der Ausstellung wieder und zeigen den Alltag der Häftlinge jener Zeit. Der mehrfach von den Nazis misshandelte Sander starb 1944 im Zuchthaus unter großen Schmerzen an einer unbehandelten Blinddarmentzündung.
Interessiert hatte während der fünfjährigen Beschäftigung mit Erich Sander vor allem die politische Organisation, mit der er im Widerstand war. Seit frühen Jahren war Erich Sander Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD). Später wurde er Mitglied der KPD, konnte sich aber mit deren zentralistischen Doktrin nicht anfreunden. Da der Einfluss von Kritikern auf die zentralistische Führung durch die gegründete innere Opposition KPO erfolglos blieb, wurde Sander 1929 von der KPD ausgeschlossen und später Mitglied in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ihre Mitglieder stammten meist aus der SPD, die mit der national-konservativen Anpassungspolitik der als „sozialfaschistisch“ eingestuften Mutterpartei nicht einverstanden waren. Sanders, der Volkswirtschaftslehre ohne Examensabschluss studierte, veröffentlichte Beiträge zur politischen Diskussion in „Der Parteiarbeiter“ oder „Die Internationale“ – oft unter dem Pseudonym „Schürmann“. Fotos veröffentlichte er in der „Internationalen Roten Arbeiterhilfe“, in Zeitungen und auf Ausstellungen.
Neffe Gerd Sander anlässlich der Ausstellungseröffnung: „Die Texte für den Katalog sind geschrieben, die Bilder ausgesucht, die Präsentation von Dr. Jürgen Müller bis ins kleinste Detail vorbereitet und installiert. Auch wenn August Sander im Titel erwähnt ist, handelt es sich um das Leben von Erich Sander. Ihm ist diese Ausstellung gewidmet. Aber nicht nur ihm, sondern auch denen, die mit ihm wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt wurden. Einige verloren in Auschwitz ihr Leben… Sie erinnert an alle, die durch dieses verbrecherische System ihr Leben verloren haben“. Und weiter: „Es lohnt sich, dafür zu arbeiten, dass so ein System nie mehr in Europa Fuss fassen kann“. Eine Kurzbiografie zu Erich Sander durch den Historiker Dr. Fritz Bilz findet sich im Anhang.
Nicht nur die Ausstellung ist sehenswert. Vergeblich hatte man mehrmals versucht, eine Biografie oder Veröffentlichungen zu Erich Sander anzufertigen. Das ist erst jetzt erfolgreich gelungen. Einmal durch die am 23. Oktober eröffnete Fotoausstellung, die in besonderer Weise Darstellungsform und historischen Inhalt verbindet. Und ganz frisch am Morgen der Ausstellungseröffnung wurde der Fotokatalog mit gleichnamigem Titel angeliefert. In Kürze folgt ein umfangreicher Band im gleichen Verlag mit der Edition der Briefe von Erich Sander, der „ein einzigartiger Quellenbestand“ sei, den es in dieser Form wenig gebe, so Dr. Werner Jung.
Der Fotokatalog zur Ausstellung ist ein bemerkenswerter Band, der dem Leser einen Menschen sehr persönlich, unterlegt mit Zeitdokumenten, mit seinem unbeugsamen Widerstandswillen näher bringt.
Die Fotoausstellung „August Sanders unbeugsamer Sohn“ im Kölner EL-DE-Haus, der ehemaligen Gestapodienststelle nationalsozialistischer Schreckensherrschaft, geht noch bis zum 31. Januar 2016. (Hans-Dieter Hey)
Vortrag von Dr. Fritz Bilz zur Biografie von Erich Sander hier!
Hinweis: Die Ausstellungsexponate sowie die Biografie sind mit Copyright versehen!
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August Sanders unbeugsamer Sohn
Erich Sander als Häftling und Gefängnisfotograf im
Zuchthaus Siegburg 1935-1944
Metropol-Verlag, Berlin 2015
Hrsg.: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Bd. 1
288 Seiten mit teils farbigen Fotografien
24,00 Euro
ISBN: 978-3-86331-262-6