Antikriegstag in der Friedensstadt Suhl


Variablen setzten Beginn

In der kleinen thüringischen Stadt Suhl scheinen einige sich am Antikriegstag 2021 für ein Thema zu engagieren, dass offenbar aus dem Wahlkampf herausgehalten werden soll: Der von Deutschland mit verlorene Krieg gegen Afghanistan. Als Willy Brandt den Friedensnobelpreis vor 50 Jahren bekam, war seine Ansprache weltweit als Aufruf zum Frieden beachtet. Daran soll in diesen kriegerischen Zeiten, wo manche konservativen Politiker nicht genug von Aufrüstung bekommen können, erinnert werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund mahnt heute: „Wider aller Vernunft stellt sich die deutsche Politik so in den Dienst einer verhängnisvollen Logik von Aufrüstung und Abschreckung – eine Logik, die inzwischen wieder das Weltgeschehen prägt.“ Mehr hier!

Dieser Text von Landolf Scherzer, Schriftsteller und PEN-Mitglied, wurde vorgetragen: „Im Oktober werden 32 Jahre seit jenem Tag vergangen sein, der mir unvergesslich bleiben wird. Ich stand in Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, am Mamaj-Hügel auf dem sich das gigantische Mahnmal der Mutter Heimat in den Himmel reckt. Mit Blumen in der Hand stieg ich die 100 Stufen hinauf. Rechts und links in Stein gehauen Mütter, die ihre toten Kinder umklammern. Jede Krume Erde dieses Hügels, ist mit dem Blut von fast 1 Million sowjetischer und deutscher Soldaten getränkt. Dann stand ich zu Füßen des Mahnmals gegen den Krieg. Die Menschen neben mir waren so groß wie die Zehennägel des steinernen Monuments, Viele von ihnen knieten und beteten. Die Blumenstiele in meiner Hand hatte ich vor Scham und Erregung zerdrückt.

Ich legte die Blumen zu den übrigen. Verneigte mich und schwor im Stillen. Nie werde ich meine Stimme Menschen leihen, die Krieg, in welcher Form auch immer propagieren.Nie werde ich schweigen, wenn sie wieder Aufrüstung verlangen und das Wort Abrüstung als Landesverrat bezeichnen. Am 8. und 9. Mai, dem Tag des Sieges über den deutschen Faschismus sollten deutsche Bundeswehrsoldaten während der größten NATO – Kriegsübung in Osteuropa wieder an der russischen Grenze aufmarschieren. Nur Corona, kein einziger deutscher Politiker, hat diesen schändlichen Vorgang verhindert. Und vor einem Monat fragte mich ein guter Bekannter, der über die Autobahn hierher gekommen war, wohin die in Suhl gebauten Waffen verkauft werden. Er hatte das Autobahnschild Gelsen, das für alle Fahrer gut sichtbar das Markenzeichen der Stadt „Waffenstadt Suhl“ gelesen. Und er schlug vor, auf den Schild anstelle der Waffenreklame doch „Grüne Waldstadt Suhl“ zu schreiben. Ich nickte. Und da erinnerte ich mich wieder an meinen stillen Schwur vor 32 Jahren vor dem steinernen Mahnmal der „Mutter Heimat“ auf den Mamaj- Hügel“. (01.09.2021, Hans-Dieter Hey, Fotos: Rudi Denner)

Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Antikriegstag 2021

Rede des Nobelpreis-Trägers Willi Brandt am 11.12.1971

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