Variablen setzten Beginn
An diesem Morgen des 20. Juli 2020 begannen die Bagger des RWE die Landstraße 277 zwischen den Dörfern im Braunkohleabbaugebiet des RWE aufzureißen. Das RWE scheint sich damit damit einer Zermürbungstaktik mit Billigung der NRW-Landesregierung unter Armin Laschet und der Unterstützung der Polizei unter Innenmister Herbert Reul gegen die Bevölkerung zu bedienen. David Dresen vom Bündnis „Alle Dörfer bleiben“: „RWE zerstört die Straße nur, um die Menschen in Keyenberg psychisch unter Druck zu setzen und Macht zu demonstrieren. Die Kohle unter den Dörfern muss im Boden bleiben, damit Deutschland die Pariser Klimaziele einhalten kann.“ Bereits am Sonntag gab es hierzu eine Demonstration. Weiter unten mehr!
Britta Kox aus Berverath: „RWE will uns zeigen, dass wir hier verschwinden sollen“
Merkel und Laschet verpeilen Pariser Klimaziele
Eine Woche zuvor hatte das RWE angekündigt, die Verbindungsstraße zwischen den Dörfern am Garzweiler-Tagebau zu sperren. Alexandra Brüne vom Bündnis: „Die L277 ist eine Lebenslinie, die Menschen und Dörfer verbindet. Sie ist gleichzeitig eine Grenze, um RWE auf Abstand zu halten. Wenn sie weg ist, liegen die Dörfer offen vor den Baggern. Das werden wir nicht kampflos zulassen.“ Der Tagebau Garzweiler II soll so erweitert werden, das weitere sechs Dörfer vernichtet werden sollen, um dem RWE 600 Millionen Braunkohle zu sichern, die – Wissenschaftlern zu Folge – für die Deutsche Energieversorgung nicht notwendig und zudem deutlich zu teuer ist gegenüber Alternativen Energien. Angesichts des schnell voranschreitenden Klimawandels muss zudem das Verhalten der rot-gelben Landesregierung als Skandal bezeichnet werden, das offenbar von Angela Merkel unterstützt wird. Damit wird die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erneut unmöglich gemacht.
Demonstration gegen Vernichtung der Landstraße zwischen den Dörfern
Am 19. Juli demonstrierten daher zahlreiche Umwelt- und Klimagruppen, Students for Future, Scintists for Future, Fridays for Future Deutschland, Die Linke., Kirchen, Greanpeace und andere Gruppen gegen das Vorgehen von Politik und RWE. Am Abend lud die Gruppe „Kirchen(n) im Dorf lassen“ zu einem Gottesdienst und einer Nachtwache ein. Die Initiative „Kirche an der Kante“ kündigte an, sich bei der Straßensperrung zu beteiligen. Bereits während der Demonstration waren Teilnehmende aus dem regulären Zug ausgebrochen und hatten sich bis 200 Meter vor einem der Bagger vorgewagt.
Britta Kox aus dem bedrohten Dorf Berverath sagt: „Die Klimakrise ist in vollem Gange. Trotzdem verfeuert RWE weiter Millionen Tonnen Kohle: das ist der pure Wahnsinn. Wir werden unsere Dörfer schützen, wenn nötig, mit unseren Körpern. Die Proteste am Hambacher Forst haben gezeigt, dass wir gewinnen können.“
Besonders unappetitlich war der Einsatz einer Drohne des RWE, die die gesamte Demonstration filmte. Zwar stellte die Polizei die Speicherkarte sicher, aber Insidern zu Folge hätte bereits zu anderer Gelegenheit die RWE Demonstrationsaufzeichnungen der Polizei zur Verfügung gestellt.
Als Schikane der Polizei wurde von vielen ausgemacht, dass selbst nach Abschluss der Demonstration die Nebenstraßen nicht frei gemacht wurden, so dass vor allem ältere Menschen oder Kinder es bei über 30 Grad schwer hatten, nach Hause zu kommen. Das polizeiliche Verbot des Verkaufs von Trinkwasser hat es gerade für diese Gruppen noch besonders erschwert.
Gewalt gegen Natur und Menschen auch im Hambacher Forst
Bereits am Donnerstag zuvor wurden die Barrikaden und Wohnmöglichkeiten der Waldbewohner des Hambacher Forstes geräumt. Im Vordergrund der Räumung waren diesmal die von der Polizei herbeifantasierten vermeintlichen „Straftäter“, während das RWE als Wohlstandsstifter und Energiemodernisierer weiter die Umwelt ruinieren darf und sich den sogenannten Kohleaussstieg bis 2038 kürzlich mit Hilfe der schwarz-gelben Bundesregierung ordentlich vergolden ließ. Der Teufel sch… eben immer auf den größten Haufen und die Politik lässt sich offenbar leicht korrumpieren.
Die klimaschädlichen Ambitionen des RWE kosten den Steuerzahler viel Geld. Inzwischen waren Polizei und RWE zum sechsten Mal in drei Wochen im Hambacher Forst zur Barrikadenräumung. Im vergangenen Jahr wurde als Grund noch eine herbeigezauberte Verkehrssicherungspflicht für RWE zur Freimachung der Rettungswege für Feuerwehr und Krankenwagen erfunden, was selbst Rettungskräfte für unnötig befanden. In den Wald kommt man ohnehin nur zu Fuß. Kürzlich wurde ein Grund gesucht, dass sich offenbar im Wald Kinder befänden und daher das Jugendamt eingeschaltet wurde. Auch das entpuppte sich als Chimäre.
Sinnvoll für die Zukunft wäre ein weiterer Rückbau der Wege und Neubepflanzung, wie von den Waldbewohnern zur Rettung des Waldes schon beispielhaft vorexerziert. Wann kommt dieser arme Rest des Hambacher Forsts endlich zur Ruhe? (20.07.2020, Hubert Perschke und Hans-Dieter Hey)
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