Variablen setzten Beginn
Münster. Eigentlich wollten die Abtreibungsgegner*innen von EuroProLife mit ihrem Marsch unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ schon im Frühjahr durch Münster laufen. Die Pandemie hatte ihnen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun kamen sie im Herbst in die Stadt. Gerade einmal 60 Personen konnten die christlich-fundamentalistischen und extrem rechten Demonstrant*innen aufbieten.
Dagegen hatte sich ein breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Gruppen wie linken Parteien und ihre Jugendorganisationen, Gewerkschaften, feministischen und familienpolitischen Gruppen und Beratungsstellen, dem Alternativkino Cinema zusammengefunden. Auf dem Prinzipalmarkt traten über 400 Menschen unter dem Motto „Mein Körper – Meine Entscheidung! Gegenprotest zum 1000-Kreuze-Marsch“ für das Recht auf Selbstbestimmung der schwangeren Frau ein. Der Kleiderbügel, der früher Hilfsmittel bei gefährlichen illegalen Schwangerschaftsabbrüchen gewesen ist, sei keine erneute Option!
Es gab Redebeiträge der Jusos, des SDS, der Grünen Jugend, dem DGB und „pro familia in action“. Mit LIA gab es musikalische Unterstützung. Eine sehr kraftvolle Kundgebung.
Christine Schmidt vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung: „Die Münsteraner Zivilgesellschaft hat sich heute für das Recht schwangerer Personen, über ihren eigenen Körper entscheiden zu dürfen, stark gemacht“. Sie seien eingetreten für „ein selbstbestimmtes Leben, die Normalität einer Vielfalt an sexuellen Orientierungen und Identitäten sowie für die Gleichberechtigung der Geschlechter“.
Sie kritisierte auch, dass beim 1000-Kreuze-Marsch nicht nur religiös motivierte Abtreibungsgegner*innen mitlaufen, sondern immer wieder auch Vertreter*innen der extremen Rechten. Dieser Schulterschluss zeige, dass die Abtreibungsgegner*innen nicht harmlos seien, sondern „oft Hand in Hand geht mit menschenfeindlichen und rassistischen Ideologien“.
Die Reden bei MünsterTube:
Später machten sich viele Menschen auf, direkt an der Demonstrationsstrecke der christlichen Fundamentalist*innen zu demonstrieren. So wurde der Gebetszug, der auf dem Ägidiikirchplatz gestartet war, durch viele Sprechchöre („Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“, „Kondome, Spirale, Linksradikale“) begleitet. Kleine spontane Sitzblockaden wurden von der Polizei aufgelöst.
An der Zwischenkundgebung der Abtreibungsgegner*innen, wo diese rote Rosen in die Aa – wohl im Andenken an das Leben – warfen, lösten zwei Gegendemonstrant*innen, die sich unter die christlichen Fundamentalist*innen gemischt hatten, eine Stinkbombe, protestierende Punks hinter dem Eisentor zündeten einen Rauchtopf.
Als die Abtreibungsgegner*innen über den Domplatz schritten, schwoll der Protest auf mehrere Hundert Menschen an. In einem Spießrutenlauf, abgeschirmt von einem Polizeispalier erreichten sie den abgesperrten Bereich an der Kardinal-von-Galen-Statue. Dort beteten sie ihr Abschlussgebet unter lautstarkem Protest. Auch hier wurden wieder zwei Rauchtöpfe gezündet. Wie durch ein göttliches Wunder (oder so) zog der Rauch in Richtung christliche Fundamentalist*innen.
Ein kleiner Protestzug zum Hauptbahnhof schloss den Protest gegen den 1000-Kreuze-Marsch ab.
Es soll eine Ingewahrsamnahme gegeben haben.
Mehr über das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung:
Mehr zu den Abtreibungsgegner*innen:
https://muensterlandrechtsaussen.blackblogs.org/2020/10/11/der-1000-kreuze-marsch-und-die-radikalen-abtreibungsgegnerinnen-in-muenster/
7 Gedanken zu „1000 Kreuze: „Not an option““
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